Hamburg und seine Künstler: Ist das Kunst – oder kann das weg?

Was ist Kunst? Diese Frage lässt sich nicht so leicht beantworten. Fangen wir damit an, was generell als bildende Kunst gilt. Man spricht inzwischen von neun Künsten: Malerei, Bildhauerei, Zeichenkunst, Grafik, Architektur, Fotografie, Film, Fernsehen und Comics. Aber ehrlicherweise ließe sich die Liste inzwischen beliebig verlängern.

Kunst, © iStock.com/Victor Tongdee
Kunst, © iStock.com/Victor Tongdee

Der Maler Paul Klee sagte mal dazu: "Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern Kunst macht sichtbar." Klingt gut, hilft aber nicht immer dabei, Kunst zu erkennen. So nutzten die Organisatoren einer Feier in einem Museum eine alte Badewanne, um in ihr Getränke zu kühlen. Dafür wurde sie gründlich gereinigt. Dumm nur, dass es sich dabei um ein Ausstellungsstück von Joseph Beuys handelte.

Ob gereinigte Fettflecken oder übermalte Fresken: Auch in anderen Fällen wurde Kunst aus Versehen zerstört, weil Menschen sie nicht als solche erkannten. Daher stammt auch der Satz: "Ist das Kunst – oder kann das weg?" Gemeint ist damit, dass man – zumindest in einem Museum – vor der Reinigung kurz nachfragen sollte. Aber das zeigt vor allem, dass Kunst nicht automatisch einen hohen Wert bekommt. Manchmal handelt es sich während der Entstehung um Auftragsarbeiten, die erst viel später als Kunstwerke geadelt werden. Aber nicht jeder Künstler wird erst nach seinem Ableben entdeckt. Horst Janssen zum Beispiel gehörte schon in den 1950er-Jahren zu den herausragenden Künstlern Hamburgs. Wer mit offenen Augen durch die Hansestadt läuft, wird vielerorts Plastiken und Bronzeskulpturen von Ursula Querner entdecken.

Aber Hamburg ist nicht nur die Heimat vieler bildender Künstler – die Stadt dient und diente auch vielen Kreativen als Motiv. Seit Ende des 19. Jahrhunderts war Hamburg ein beliebtes Ziel für zahlreiche Künstler. Führende Maler aus Deutschland und Europa kamen in die Hansestadt, um sich hier inspirieren zu lassen, unter ihnen Oskar Kokoschka, Lovis Corinth, Max Liebermann, Emil Nolde oder Erich Heckel. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Künstlervereinigung "Hamburgische Sezession" gegründet. Sie verfolgte das Ziel, in Hamburg eine lebendige Kunstszene zu etablieren. Stilistisch orientierte sich die Sezession zunächst am Expressionismus und an der Neuen Sachlichkeit, bevor sich Ende 1920er-Jahre ein eigener Sezessionsstil entwickelte. Noch bis Anfang Januar 2020 verschaffen die Ausstellungen "Tanz des Lebens. 100 Jahre Hamburgische Sezession" im Jenisch Haus und "Begegnungen" in der Hamburger Kunsthalle umfangreiche Einblicke in diese Schaffensperiode. Der Besuch der Kunsthalle lohnt sich generell, da in einem neuen Saal "Kunst in Hamburg" gezeigt wird, wobei die Werke aus verschiedenen Sammlungsbereichen stammen. Etwa einmal im Jahr werden neue Künstler präsentiert.

Doch in Hamburg geht es natürlich nicht nur um Kunst aus Hamburg – der Spitzname "Tor zur Welt" kommt schließlich nicht von ungefähr. In unzähligen Ausstellungen werden Kunstwerke aus vielen Ländern gezeigt. Bis Ende 2020 können Interessierte zum Beispiel an der Haltestelle Dammtor aussteigen, um in Korea einzutauchen: Im Markk spürt die Ausstellung "Uri Korea: Ruhe in Beschleunigung" dem Stellenwert von Traditionen in der von Popkultur und Hightech geprägten Moderne des ostasiatischen Landes nach. Und auch das gilt als Kunst: Im Museum für Hamburgische Geschichte läuft noch bis zum Mai 2020 "Tattoo-Legenden: Christian Warlich auf St. Pauli". Der 1964 verstorbene Hamburger zählt noch immer zu den bedeutendsten Tätowierern des 20. Jahrhunderts.

Die Kunst von anderen ist die eine Sache, selbst Kunst zu kreieren, ist auch nicht schlecht. Keine Sorge, natürlich kann man lernen, mit den dafür notwendigen Werkzeugen und Materialien umzugehen. Es muss nicht gleich ein Studium an der Hochschule für bildende Künste (HFBK), der Freien Kunstschule Hamburg FIU oder der Kunstakademie Hamburg sein – auch wenn hier viel Wissen und Handwerk vermittelt wird. Manchmal genügt es auch, durch einen Kurs an der Volkshochschule inspiriert oder motiviert zu werden. An der VHS gibt es zum Beispiel Foto-, Mal-, Töpfer- oder Bildhauereikurse. Eine Übersicht über Malkurse in Hamburg und anderen Städten findet man bei "Finde deinen Malkurs". Auch die Freie Kunstakademie Hamburg hat ein umfangreiches Kursprogramm. Der bekannte Hamburger Maler und Autor Felix Eckardt bietet regelmäßig Malkurse an.

Kunst entsteht manchmal an ungewöhnlichen Orten und muss dann auch nicht für die Ewigkeit gedacht sein. Das kann ein Graffiti an einer Wand sein, eine Collage oder einfach nur ein Druck/Aufkleber mit der Aufschrift "Liebsein" – wie sie in vielen Orten in Hamburg zu finden sind. Dass Street Art auch ein großes Geschäft sein kann, weiß man nicht erst seit Keith Haring oder Banksy. Manche Kunst kann inzwischen kein Mensch mehr bezahlen. Darum gilt es, neue Künstler zu entdecken, bevor es andere tun. Gute Orte dafür sind zum Beispiel Versteigerungen bei Lauritz oder die "Affordable Art Fair", die jährlich auch in Hamburg gastiert. Oder man besucht immer wieder Vernissagen in kleineren Galerien, wo sich junge Künstler präsentieren – und Besucher häufig noch bezahlbare Werke ergattern können. Wir stellen einige dieser mit Kunst beseelten Orte vor, von denen es in Hamburg unzählige gibt. Und wo es heißt: "Auch das ist Kunst – und die kann nicht weg!"

Wichtige Links zu Galerien in Hamburg

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