Öko-Neubausiedlung Harsefeld: CO2-neutrale Siedlung bei Hamburg

Nachhaltigkeit ist in der heutigen Zeit ein Thema, das nicht mehr ignoriert werden kann und für viele Menschen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Es ist wichtig, Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und des Klimas zu ergreifen. Im Besonderen ist davon die Baubranche betroffen. Eine Siedlung bei Hamburg macht vor, wie es geht und vor allem, wie die Zukunft aussehen könnte: Dort ist eine sogenannte SmartCity entstanden, eine Öko-Neubausiedlung, die durch Klimaneutralität hervorsticht. Was es mit dem Projekt auf sich hat, zeigt dieser Artikel.

Die SmartCity in Harsefeld wurde fertiggestellt und kann bereits die ersten Bewohner begrüßen, © Viebrockhaus
Die SmartCity in Harsefeld wurde fertiggestellt und kann bereits die ersten Bewohner begrüßen, © Viebrockhaus

Was ist eine SmartCity?

Viele sprechen bei der Öko-Neubausiedlung Harsefeld von einer SmartCity. Doch was ist mit diesem Begriff überhaupt gemeint? Es handelt sich um einen Sammelbegriff, der alle gesamtheitlichen Entwicklungskonzepte umfasst, die Städte effizienter und ökologischer machen sollen, auch vor dem Hintergrund der digitalen Vernetzung.

Der Massivhausbauer Viebrockhaus, Green Planet Energy eG (vormals Greenpeace Energy) und die Gesellschaft für innovatives Bauen sind für das Projekt verantwortlich. Sie machen es vor: Die SmartCity besticht in Sachen Nachhaltigkeit und Effizienz. Tatsächlich wird es sogar möglich sein, die Siedlung zu besichtigen.

Was macht die Viebrockhaus-SmartCity Harsefeld so nachhaltig?

Das Ziel ist klar im Fokus: Die Stadt der Zukunft soll gut für die Natur und damit auch für uns Menschen sein. Aus diesem Grund wurde so lange geforscht, bis beispielsweise die CO2-Emissionen des Betons bereits um ganze 50 % gesenkt werden konnten. Die Häuser der Harsefeld-Siedlung sind alle gemäß "Effizienzhaus Stufe 40" erbaut und zudem unter anderem mit Fensterrahmen ausgestattet, die zu 100 % aus recyceltem Kunststoff bestehen.

Wofür sich Viebrockhaus ebenfalls einsetzt, sind begrünte Dächer bzw. Dachflächen. Diese sorgen nicht nur für ein hervorragendes Mikroklima innerhalb der Siedlung, sondern bestechen auch mit einem exzellenten Hitze- und Schallschutz. Von der schönen Optik einmal komplett abgesehen.

Zum Thema Nachhaltigkeit gehören auch Maßnahmen, um Wasser und Energie zu sparen. Tatsächlich ist die Siedlung Harsefeld so errichtet, dass Regenwasser vollständig durch die großzügigen Freiflächen versickern kann. Dadurch kann es auch bei stärkeren Regenfällen langsam dem Grundwasser zugeführt werden und den Pegel regenerieren. Viel Grün und wenig Versiegelung – das war das Ziel der Landschaftsgärtner, welches sie auch in die Realität umgesetzt haben.

Energie kommt vorwiegend über Photovoltaikanlagen. Jedes Gebäude ist mit einer eigenen Anlage ausgestattet, aber mit allen anderen Häusern vernetzt. So kann der Strom bedarfsgerecht zwischen den einzelnen Häusern aufgeteilt werden. Eine autarke Versorgung ist möglich, bei der Bewohner:innen nicht auf Strom aus dem allgemeinen Netz angewiesen sind, obwohl sie natürlich daran angeschlossen sind.

Recycling wird großgeschrieben

Jeder Hausbau verbraucht Materialien. Dieses Projekt macht jedoch vor, wie auch das nachhaltiger geht. So kommen beispielsweise gebrauchte Klinker-Steine zum Einsatz. Diese vermindern nicht die Qualität der Bauten. Vielmehr gelten gebrauchte Verblender, die das Produkt von Abbruchbauten sind, als besonders klimaschonend. Damit kann die CO2-Belastung beim Hausbau effektiv gesenkt werden. Immerhin kommen bei der Produktion neuer Klinker-Steine einige Ressourcen wie Ton oder Sand zum Einsatz, die man sich sparen kann.

Natürlich kann der gesamte Bedarf beim Bau der Siedlung in Harsefeld nicht durch gebrauchte Materialien gedeckt werden. Die neuen Klinker-Steine werden allerdings zumindest mit den recycelten Materialien kombiniert, um insgesamt eine bessere Ökobilanz herstellen zu können.

Bei den neuen Steinen handelt es sich jedoch nicht um irgendwelche Produkte. Der Massivhausbauer Viebrockhaus hat auch hier auf Nachhaltigkeit geachtet. Die Steine sind luftgetrocknet und wurden nicht mit Gas gebrannt. Vielmehr verwendete man Kirschkerne – ein Abfallprodukt der Marmeladenindustrie. So geht Klimaneutralität!

Auch die CO2-Emissionen des Betons wurden verringert. Viebrockhaus spricht davon, dass man rund die Hälfte des eigentlichen Werts erreichen konnte. Die Lösung dafür sind Kartoffelsteine. Diese behindern Bauern ohnehin beim Pflügen der Felder. Daher werden sie gewaschen, gemahlen und mit CO2-armem Zement vermischt. Da freuen sich die Landwirte und auch die Bauindustrie hat einen Vorteil davon.

Sonstige Anstrengungen rund um Nachhaltigkeit

Viebrockhaus ist keineswegs ein unbekannter Name, wenn es um Nachhaltigkeit beim Hausbau geht. So hat das Unternehmen schon lange an Strategien gearbeitet und sie umgesetzt, um klimaneutral bauen zu können. Mehr als 30.000 Häuser wurden von dem Unternehmen in Deutschland bereits errichtet. Die Ingenieurin und Projektleiterin der SmartCity Dr.-Ing. Elena Paul, hatte sogar die Möglichkeit, die SmartCity auf der 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow vorzustellen.

Für jedes Haus werden 150 Quadratmeter Regenwald für 50 Jahre geschützt. Auf diese Weise wird ein Ausgleich zu dem durch den Hausbau freigesetzten CO2 geschaffen. Käufer bekommen dafür im Übrigen auch ein Zertifikat, sodass sich die Klimaneutralität schwarz auf weiß nachweisen lässt.

Schon seit Jahrzehnten setzt sich der Massivhausbauer für nachhaltige Alternativen ein. Bereits im Jahr 1999 brachte das Unternehmen ein Niedrigenergiehaus heraus. Die Besonderheit war, dass es rund 70 % weniger Heizenergie verbrauchte als konventionelle Bauten. Und bereits seit 2007 bietet Viebrockhaus nur noch Gebäude an, die ohne Öl oder Gas beheizt werden. Nachhaltigkeit spielt in diesem Unternehmen schon lange eine übergeordnete Rolle.

Die SmartCity Harsefeld im Überblick

Es sind vor allem folgende Aspekte, die die SmartCity auszeichnen:

  • Klimaneutralität
  • Recycelte Rohstoffe
  • Eigenständiges Energienetz
  • Car-Sharing Station
  • Gründächer
  • Keine fossilen Brennstoffe
  • Vergleichsweise sehr geringe Flächenversiegelung
  • Ökologische Wertigkeit des Grundstücks hat sich im Vergleich zu vor dem Bau verbessert

Da auch E-Mobilität eine große Rolle in der klimaneutralen Neubausiedlung nahe Hamburg spielt, setzt man auf eine Car-Sharing Station sowie zwei weitere Ladepunkte auf den Gemeinschaftsflächen. Diese werden mit selbst erzeugtem Quartiersstrom versorgt. So können nicht nur alle Bewohner:innen, sondern auch deren Gäste ihre E-Autos aufladen. Selbst an sonnenarmen Tagen steht für alle ausreichend Strom zur Verfügung.

Wer wohnt in der klimaneutralen Neubausiedlung von Viebrockhaus?

Die Neubausiedlung besteht aus insgesamt 18 Einfamilien- und Doppelhäusern. Sie alle werden als energiesparende "Effizienzhäuser Stufe 40" gebaut. Doch wer wohnt dort eigentlich?

Die Öko-Häuser gelten als rund 10 % teurer als herkömmliche Gebäude. Viebrockhaus gibt an, dass die Gebäude vorwiegend den Mitarbeiter:innen zur Verfügung stehen. Das Unternehmen bietet seinen Mitarbeiter:innen die Häuser für zehn Jahre zum Mietkauf an. Das stärkt die Mitarbeiterbindung und macht es erst möglich, dass weitere solche Projekte in die Realität umgesetzt werden können.

Die Bewohner:innen sind sich darüber bewusst, dass es sich um ein Pilot- und auch Forschungsprojekt handelt, an dem stetig bei realen Nutzungsbedingungen probiert und optimiert werden kann. Immerhin ist ein solches Projekt noch nie da gewesen. Nach zehn Jahren ist es den Mitarbeiter:innen von Viebrockhaus schließlich möglich, die Häuser zum Preis von heute zu erwerben. Teile der bereits gezahlten Mieten werden darauf angerechnet.

Tatsächlich stieß das Angebot auf Begeisterung. Es waren viele Anfragen vorhanden. Und natürlich gab es mehr Mitarbeiter:innen, die in die Siedlung ziehen wollten, als Häuser. Zu den ersten Bewohnern zählen Alexander Wetzlar-Prause mit seiner Frau und seinen drei Kindern. Sie können bereits das Leben in einem der Einfamilienhäuser in Harsefeld genießen.

Fazit

Viebrockhaus hat mit der SmartCity in der Nähe von Hamburg einen großen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und lebenswerter Zukunft gemacht. Das Unternehmen war ohnehin für sein umweltfreundliches Handeln bekannt. Mit dieser autarken, nachhaltigen Neubausiedlung hat der Massivhausbauer seine Vision nun im ganz großen Stil umgesetzt. Die ersten Bewohner:innen sind bereits eingezogen. Dabei handelt es sich in erster Linie um Mitarbeiter:innen des Unternehmens. Denn ohne diese Personen wäre die Umsetzung eines so innovativen Projekts wohl gar nicht möglich.

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