Endlich: Umbenennung von drei kolonial belasteten Straßennamen in Ohlsdorf wird vorangetrieben

Endlich! Der erste Schritt für die Umbenennung von drei kolonial belasteten Straßennamen in Ohlsdorf ist getan. Louisa Kamana, Cornelius Fredericks und Jagodja sind die neuen Namen.

Frau hält neues Namensschild hoch, © Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL
Frau hält neues Namensschild hoch, © Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL

Die Bezirkspolitik beschließt: Woermannsweg, Woermannstieg und Justus-Strandes-Weg in Ohlsdorf werden umbenannt.

Während andere deutsche Städte kolonial belastete Straßennamen umbenennen, ist Hamburg, die Stadt mit den meisten Straßennamen nach Kolonialtätern und Menschenhändlern, untätig geblieben.

Der Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL ist froh, dass nach vielen Jahren seines Engagements für Alternativnamen die Umbenennung der drei kolonial belasteten Straßen in Ohlsdorf nun beschlossen ist.

Am Montag, 10. Juli 2023, entschied sich der Regiolnalausschuss Langenhorn-Fuhlsbüttel-Ohlsdorf-Alsterdorf-Groß Borstel mit den Stimmen der Parteien DIE LINKE, die Grünen, SPD und FDP gegen die Stimmen der CDU für diese neuen Namen:

  • Louisa-Kamana-Weg (für Woermannsweg)
  • Cornelius-Fredericks-Stieg (für Woermannstieg)
  • Jagodja-Weg (für Justus-Strandes-Weg)

"Eine Straße nach Louise Kamana in Hamburg zu benennen, ist ein starkes Statement – nicht zuletzt angesichts der bedeutenden Rolle, die die Stadt und insbesondere Adolph Woermann bei der Ermöglichung und dem Nutzen des Völkermords gespielt haben", sagt Dr. Kavemuii Murangi, Präsident und Mitbegründer des OvaHerero/Mbanderu and Nama Genocides Institute ONGI mit Sitz in den USA.

Es drücke Solidarität mit den zehntausenden Frauen als Opfer des Völkermords von 1904 in Namibia aus und könne Versuchen entgegenwirken, die Gräueltaten zu leugnen und sie aus unserem kollektiven Gedächtnis zu löschen. Dr. Kavemuii und seine Organisation sowie zahlreiche weitere Verbände der Nachkommen der Kolonisierten hatten sich 2020 auf Initiative des Arbeitskreises HAMBURG POSTKOLONIAL über die vorzuschlagenden Alternativnamen verständigt und einen Antrag an den Bezirk gestellt.

Bereits 2016 hatte der AK HAMBURG POSTKOLONIAL und die Willi-Bredel-Gesellschaft – Geschichtswerkstatt e. V. mit einer Veranstaltung auf kolonial belastete Straßennamen im Stadtteil Ohlsdorf aufmerksam gemacht. Ihre Forderung war und ist, dass Kolonialverbrecher nicht mehr geehrt werden sollen, sondern antikoloniale Widerstandskämpfer:innen und Opfer der deutschen Kolonialherrschaft.

Der AK HAMBURG POSTKOLONIAL ließ nicht locker und veranstaltete weitere öffentliche Aktionen im Stadtteil Ohlsdorf. So auch 2019, was die Fraktion DIE LINKE veranlasste, einen weiteren Versuch zu unternehmen, eine bezirkliche Mehrheit für die Umbenennungen der drei kolonial belasteten Straßen zu erhalten.

Im Herbst 2022 organisierte der AK HAMBURG POSTKOLONIAL in Zusammenarbeit mit den Nachkommen der Kolonisierten und mit Kampnagel die Aktionstage Decolonize! Hamburg-Nord.

Diese öffentlichen Aktionen waren schließlich erfolgreich, und so wurde in der Bezirkspolitik beschlossen, eine Umbenennung der Straßen Woermannsweg, Woermannstieg und Justus-Strandes-Weg in die Wege zu leiten. Eine öffentliche Sitzung des zuständigen Regionalausschusses in Ohlsdorf bot kürzlich die Möglichkeit, Namen vorzuschlagen und zu diskutieren, eine Gelegenheit, die auch viele Menschen aus dem Stadtteil wahrnahmen.

Der AK HAMBURG POSTKOLONIAL präsentierte dort mehrere Alternativnamen, die nach einem längeren Austauschprozess mit verschiedenen Verbänden der Black Communities in Deutschland sowie mit Nachfahren Überlebender des Völkermords an den OvaHerero und Nama (1904-1908) erarbeitet worden waren.

Auf der öffentlichen Sitzung informierten Dr. Kavemuii Murangi (OvaHerero, Mbanderu and Nama Genocides Institute ONGI), Ida Hoffmann (Nama Genocide Technical Committee) und Mnyaka Sururu Mboro (Berlin Postkolonial) über eine Auswahl an fünf Personennamen, nach denen die kolonial belasteten Straßennamen benannt werden könnten.

Die im Bezirk beschlossenen Vorschläge werden nun vom Staatsarchiv geprüft und zur Entscheidungsfindung der Senatskommission voraussichtlich im November 2023 vorgelegt.

Quelle: Arbeitskreis HAMBURG POSTKOLONIAL

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