Den Hamburg Hafen an nur einem (Sonn)Tag erleben

"Zehn Euro, keinen Cent mehr, Pampelmusen, Bananen, ... und Orangen dazu, alles für zehn Euro" – so startet der Tag frühmorgens mit den lauten Rufen der Marktschreier und einem prall gefüllten Obstkorb auf dem wohl bekanntesten Wochenmarkt Deutschlands, dem Hamburger Fischmarkt.

Hamburger Hafen, © Discovery Dock Hamburg
Hamburger Hafen, © Discovery Dock Hamburg

Mit Möwenkreischen über den Köpfen, der Elbe zum Greifen nah und den Rufen von Ikonen wie Aale-Dieter und Bananen-Fred gibt es kaum einen gut gelaunteren Ort, um in der Hansestadt in einen Sonntag zu starten.

Weiter geht es mit der Fähre der Linie 62, die ab Fischmarkt elbaufwärts bis zu den Landungsbrücken schippert. Bei gutem Wetter nehmen wir die seitliche Treppe nach oben, haben den besten Blick auf den Fluss, die Werft Blohm + Voss und die Elbufer und können uns den Wind um die Ohren wehen lassen. Die kleine Hafenrundfahrt endet je nach Tide nach nur knapp zehn Minuten Fahrt, ist aber mit 1,70 Euro pro Person auch ein echtes Schnäppchen. An den Landungsbrücken steigen wir aus.

Wir spazieren eine der Brücken hinauf zur Promenade, über die Straße "Bei den St.-Pauli-Landungsbrücken" und an der schwedischen Seemannskirche vorbei in die "Ditmar-Koel-Straße". Hier im sogenannten Portugiesenviertel laden Pastelarias zur Frühstückspause ein. Die Cafés, wie man sie sonst in Lissabon und Porto findet, sind ein kulinarisches Mitbringsel portugiesischer Einwanderer, die sich hier in den Siebzigern in unmittelbarer Hafennähe niedergelassen haben. Typisches Gedeck: ein Galão und Natas, schon gibt es einen Milchkaffee und süße Vanilletörtchen zum Frühstück. Für den größeren Hunger bestellen wir dazu lecker belegte Croissants aus Hefeteig.

Nieselregen beim Spaziergang? "Typisch Hamburg", sagen die einen, "Mokt nix", die anderen. Wir tauchen bei Regen einfach ab! Direkt neben den Landungsbrücken steuern wir das runde Kuppelgebäude an. Dieser historische Bau ist der Eingang zum Alten Elbtunnel, der die Landungsbrücken mit dem anderen Elbufer verbindet. Um den denkmalgeschützten Tunnel zu durchqueren, können wir die 132 Treppenstufen hinabsteigen oder einen modernen Fahrstuhl nehmen. Wir haben Glück, sogar die großen Fahrkörbe sind in Betrieb, mit denen sonst Autos in die Tunnelröhre befördert werden. Mit einem freundlichen "Moin" begrüßt uns ein uniformierter Tunnelaufseher und fährt mit uns, anderen Fußgängern und Radfahrern hinab in 24 Meter Tiefe. Der 1911 eröffnete Tunnel ist 426,5 Meter lang, durchweg gekachelt und mit historischen, liebevoll verzierten Reliefs versehen. Wir nehmen den ganzen Weg durch den Tunnel und werden auf der anderen Uferseite mit einem spektakulären Blick auf Hamburgs Innenstadt belohnt. An einem kleinen Imbisswagen gibt es Heißgetränke, und so geht es gestärkt durch den Tunnel zurück zu den Landungsbrücken.

Jetzt haben wir uns einen Hamburger Mittagssnack ohne viel Tüdelüt mehr als verdient: Und da darf ein Fischbrötchen an einer der Buden an den Anlegern der Landungsbrücken nicht fehlen. Mit Krabben, Hering oder Fischfrikadelle – wir lassen uns das Brötchen einpacken und genießen es an einem echten Geheimtipp-Ort: dem Stintfang. Die Anhöhe erklimmen wir über Treppen rechts hinter der U-Bahn-Station Landungsbrücken. Hier können wir auf einem Rest der früheren Wallanlagen Hamburgs auf den Bänken der Aussichtsplattform Platz nehmen und den Ausblick auf den Hafen, die Speicherstadt und die Elbphilharmonie mit ihrer unverwechselbaren Silhouette genießen. Dazu ein Fischbrötchen und der Mittagssnack ist perfekt! Aus der Perspektive sehen wir uns noch mal in Ruhe den Weg zur Speicherstadt an und runter geht es Richtung Osten.

An der neu gestalteten Elbpromenade entlang schlendern wir in die Speicherstadt vorbei an den imposanten Backsteinbauten und Fleeten. Der historische Lagerhauskomplex steht seit 2015 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes und ist ein beeindruckendes Baudenkmal. Hier lädt die "Speicherstadt Kaffeerösterei" als Zwischenstopp und Muntermacher ein. Im Ambiente des alten Speicherbodens von 1888 schmeckt der frisch geröstete Kaffee noch mal unwiderstehlicher. Unser Tipp: Der geröstete Kaffee eignet sich perfekt als Mitbringsel für Genießerfreunde oder für den eigenen Kaffeedurst.

Jetzt wird es Zeit, den Hamburger Hafen, das Herz der Stadt, einmal hautnah und aus allen Blickwinkeln zu erleben. Das geht am besten im "Discovery Dock". Begrüßt werden wir vom Hafenguide, der uns zum Start der knapp einstündigen Tour führt. Nach einem interessanten Kurzfilm über den Hafen geht es los. Bei einer Tour durch die 300 m2 große virtuelle Erlebniswelt schlüpfen wir mit Hilfe modernster Multimediatechnologie in die Rolle eines akribisch arbeitenden Zollfahnders, manövrieren Container mit dem Megakran auf Schiffe, staunen über die Größe einer Schiffsschraube und erfahren, wie das Leben als Kapitän heute aussieht. Dann entdecken wir den Center-Table, das große 3D-Hafenmodell, das uns der Guide ans Herz gelegt hat. Hier können wir die tatsächlichen Schiffsbewegungen der letzten 24 Stunden nachvollziehen und genau sehen, welche großen Pötte heute schon die Elbe hinabgefahren sind. Ahoi, authentischer geht es kaum! Unser Schönwettertipp: An sonnigen Tagen lohnt sich ein Kombi-Ticket für das Discovery Dock und die Große Hafenrundfahrt mit Barkassen-Meyer.

Nach dem Erlebnis sind wir bereit für Hamburgs teuerste Aussicht: Auf geht es zur Elbphilharmonie, dem millionenteuren und 2016 fertiggestellten Konzerthaus, das sich gleich gegenüber befindet. Vor Ort erhalten wir kostenlose Tickets für die Aussichtsplattform – die Plaza in 37 Metern Höhe. Gemütlich geht es mit einer 80 Meter langen Rolltreppe durch die sogenannte "Tube" hinauf. Auf uns wartet ein spektakulärer Blick auf den Hafen, die Silhouette der Innenstadt und Teile der Elbe. Wir fühlen uns höhensicher und umrunden auf dem Außenrundgang einmal das komplette Gebäude.

Mit der U-Bahn-Linie U3 geht es zurück zu den Landungsbrücken und von dort entlang der Hafenstraße zu den alten Riverkasematten, in denen die Brauwerkstätten "Überquell" beheimatet sind. Das 1865 erbaute Gewölbe diente einst als Markttunnel und Lagerhalle, heute gibt es hier neapolitanische Pizza und frisch gebrautes Bier mit einem Blick auf die Hafenkräne am anderen Elbufer. Der perfekte Ausklang für einen Tag am Hamburger Hafen.

Und zum Abschied klingt es in unseren Ohren: "Kiek maal wedder in! Komm bald wieder!"

Quelle: Discovery Dock

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