Finanzielle Tücken: Schufa mahnt zur Vorsicht bei Buy Now, Pay Later

Die Bezahlvariante "Buy now, pay later" bieten einige Zahlungsdienstleister für Onlinekäufe an, darunter auch PayPal und Klarna. Das übliche 14-tägige Zahlungsziel von Rechnungskäufen wird damit deutlich nach hinten geschoben. Nicht wenige Kunden entscheiden sich für buy now, pay later.

Online Shopping mit Kreditkarte, © ridofranz / depositPhoto
Online Shopping mit Kreditkarte, © ridofranz / depositPhoto

Sie müssen dann die offene Rechnung entweder nach voreingestellten 30 Tagen bezahlen, wie es beispielsweise bei PayPal üblich ist, oder haben sogar noch viel längere Zahlungsziele von bis zu 100 Tagen. Wer dann immer noch nicht zahlen kann oder möchte, kann die Zahlungsfrist möglicherweise nochmals verlängern oder sich für den optional angebotenen Ratenkredit entscheiden.

Was bedeutet "Buy now, pay later"?

Es handelt sich bei dieser Bezahlvariante um einen Expresskredit mit hohen Zinsen, die deutlich über denen beim sonstigen Ratenkredit liegen. Selbst wenn - wie bei PayPal - während der standardmäßig angebotenen 30-tägigen Frist keine Zinsen und Gebühren entstehen, hat sich der Kunde in juristischer Hinsicht verschuldet, was dem Kreditgeber unter anderem das Recht zu Kontopfändungen verschafft.

PayPal bietet also für diesen kurzen Zeitraum ebenfalls einen Expresskredit an, wenn auch unverzinst. Wer nun bei PayPal nach 30 Tagen immer noch nicht zahlen möchte, kann die Frist einmalig um maximal 54 Tage verschieben.

Dieser Expresskredit kostet dann Zinsen, die PayPal leider nicht offen kommuniziert, weil sie wahrscheinlich an marktübliche Konditionen angepasst werden. Sie dürften im zweistelligen Bereich liegen. Sollten Lastschriften von PayPal mangels Kontodeckung fehlschlagen, entstehen außerdem Gebühren (pro Vorgang 2,80 Euro, Stand Oktober 2023).

Andere Zahlungsdienstleister verlangen im Herbst 2023 bis zu 18 % Zinsen für diesen Expresskredit. Wer diesen später in einen Ratenkredit umwandelt, zahlt auch hierfür unterschiedlich hohe Zinsen, die in der Regel über denen liegen, die ansonsten für einen Ratenkredit fällig werden.

Warum warnt die Schufa vor "Buy now, pay later"?

Zunächst einmal wird diese Art von Expresskredit genauso wie jeder Ratenkredit der Schufa gemeldet. Diese beobachtet die Entwicklung am Markt durchaus mit Sorge: Zwischen 2022 und 2023 ist der Anteil der Expresskredite an allen Ratenkrediten von 19,9 auf 29,5 % gestiegen.

Das bedeutet: Fast jeder dritte Kreditnehmer wählt das verlängerte Zahlungsziel mit den damit meist verbundenen hohen Zinsen oder nimmt anderweitig einen Expresskredit auf, der ebenfalls hoch verzinst wird. Der deutlich günstigere Ratenkredit wäre für die damit finanzierten Käufe die deutlich bessere Wahl.

Aus Sicht der Schufa droht durch das Verhalten der Verbraucher in Bezug auf das verlockende Angebot "Buy now, pay later" eine viel zu schnelle Überschuldung. Gerade bei diesem Verfahren verschulden sich Personen, bevor sie ihr Monatsgehalt bekommen haben.

Gleichzeitig sind die Kaufsummen oftmals sehr klein, sie überschreiten nur selten 500 oder gar 1.000 Euro. Das verleitet wiederum dazu, sich kurz hintereinander mehrmals auf diese Weise etwas zu leisten.

Die Käufer verlieren dann leicht den Überblick und rutschten schnell in die Schuldenfalle. Allerdings senkt jeder dieser Ratenkäufe den Schufa-Score. Ab einem bestimmten Punkt müsste der betreffende Finanzdienstleister merken, dass die Kreditwürdigkeit eines Verbrauchers eigentlich keine weitere Verschuldung zulässt.

Das Problem könnte in den kleinen Kaufsummen bestehen. Diese senken möglicherweise den Score im Einzelfall nur minimal ab, sodass die eigentliche Verschuldungsgrenze doch überschritten werden kann. Das ist besonders für Personen mit kleinem Einkommen prekär.

Da die Schufa die Einkünfte der bei ihr gemeldeten Verbraucher nicht kennt, liefert der Schufa-Score nur ein unvollständiges Bild. Er könnte noch im grünen Bereich (ab 90 Punkten) notieren, auch wenn sich jemand einen weiteren Ratenkauf eigentlich nicht mehr leisten kann.

Was sagen die Verbraucherzentralen?

Diese bestätigen die Bedenken der Schufa und rufen die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu, sich "Buy now, pay later" nur in Ausnahmefällen zu leisten. Das liegt auch an der eingebauten Verschuldungsfalle der betreffenden Anbieter.

Wie bei PayPal gibt es auch bei anderen Zahlungsdienstleistern beim Expresskredit eine zunächst zinsfreie Phase, die dann gern um etwa einen bis drei Monate verlängert werden darf - aber zu extrem hohen Zinsen. Zu meist etwas geringeren Zinsen können die Verbraucher ihre Schulden per Ratenkredit abzahlen.

Hierfür erhalten sie üblicherweise einen längeren Zahlungszeitraum, der wiederum auch bei niedrigerem Zinssatz die Kosten deutlich erhöht. Wie problematisch beide Varianten sein können, beweist die darüber in den sozialen Medien geführte Diskussion.

Es gibt sogar einen Hashtag #klarnaschulden. Der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna hat das System perfektioniert. Das Unternehmen, das auch Geldanlagen anbietet, wurde 2005 im Boom des aufkommenden eCommerces gegründet und hat inzwischen rund private 150 Millionen Kunden weltweit, die regelmäßig über den Bezahldienst ihre Käufe tätigen.

Mehr als 500.000 Händler kooperieren mit dem Zahlungsdienstleister, der unter dem Dach der Klarna Group die Express- und Ratenkredite über die dort lizenzierte Klarna-Bank abwickelt. Klarna tritt durchaus seriös auf, die Zahlungen werden absolut korrekt abgewickelt.

Nur verleitet das Angebot "Buy now, pay later" immer mehr Kunden dazu, ihre Rechnungen verspätet und damit verzinst zu bezahlen. Der vzbv (Verbraucherzentrale Bundesverband) hat Anfang 2023 hierzu eine Umfrage gestartet und festgestellt, dass inzwischen 37 % aller Kunden innerhalb der letzten zwölf Monate mindestens einmal auf diese Weise ihren Onlinekauf verspätet bezahlt haben. 32 % der Käufe wurden mit einem 14-tägigen Zahlungsaufschub getätigt, der als harmlos gilt und häufig unverzinst bleibt. Bei den restlichen 68 % aller Bestellungen wählten die Verbraucher ein längeres Zahlungsziel.

Raten- oder Expresskredit, Rechnungskauf, Zahlungsaufschub: Was sind die Unterschiede?

"Buy now, pay later" ist eine Möglichkeit, etwas zu kaufen, ohne es unmittelbar zu bezahlen, was eine enorme psychologische Wirkung erzielt. Die dafür genutzten Modelle ähneln teilweise dem klassischen Rechnungskauf beziehungsweise der Ratenzahlung, die im juristischen Sinne ein Ratenkredit ist, den der Händler gewährt. Neu sind vor allem zwei Eigenschaften von "Buy now, pay later":

  1. Die Kunden können auch sehr geringe Beträge in Raten aufteilen.
  2. Sie benötigen keinen Kreditantrag, es genügen wenige Klicks. So wird typischerweise ein Expresskredit gewährt.

Mit diesen Klicks aktivieren sie auch Zusatzfunktionen wie das automatische Einziehen der Raten, die obligatorische Schufa-Abfrage und die Möglichkeit, die Bezahlfrist stillschweigend, aber verzinst zu verlängern. Laut vzbv verschwimmen mit dem online abgewickelten Verfahren die Grenzen zwischen einem vom Händler gewährten Ratenkredit und dem Rechnungskauf.

Letzterer ist bei den Verbrauchern ungemein beliebt. Onlinehändler wissen, dass sie bei ihren Bezahloptionen unbedingt auch den Rechnungskauf anbieten sollten. Das Zahlungsziel beträgt standardisierte 14 Tage und entspricht damit exakt der Widerrufsfrist für Onlinekäufe und -verträge.

Die Kunden haben also vor dem Bezahlen zwei Wochen Zeit, sich den Kauf nochmals zu überlegen. Wenn sie ihn bereuen, schicken sie die Ware innerhalb der 14 Tage zurück und haben bis dahin auch nichts bezahlt. Das kostet nichts. Nur wenige Shops erheben für den Rechnungskauf eine kleine Gebühr, die sie aber bei der Wahl dieser Zahlungsmethode anzeigen müssen.

Wenn nun der Kunde die Frist für den Widerruf und die Bezahlung der Rechnung verstreichen lässt, kann sich beim gewählten Verfahren "Buy now, pay later" unmittelbar die Zinsphase anschließen, ohne dass der Kunde etwas unternehmen muss. Er hat ihr praktisch schon beim Kauf zugestimmt.

Wie oben beschrieben setzen die Zahlungsdienstleister hierfür wiederum eine limitierte Frist wie die genannten 54 Tage bei PayPal, in der sie praktisch einen Expresskredit gewähren, und anschließend eine bei Bedarf mehrjährige Frist für einen Ratenkredit. Damit ist der Übergang zwischen (kostenlosem) Rechnungskauf, Express- und Ratenkredit absolut fließend.

Der Verbraucher muss über nichts mehr nachdenken, denn irgendwie wird er schon seine Rechnung bezahlen. Dies ist die große Gefahr, die in die Schuldenfalle führen kann.

"Buy now, pay later" ist verlockend, kann aber mit extremen Kosten verbunden sein, die sukzessive auf den Verbraucher per Expresskredit oder Umwandlung in einen Ratenkredit zukommen. Die Schufa und der vzbv warnen nicht umsonst davor.

Weitere Empfehlungen