Der Loki-Schmidt-Garten: Hamburgs grünes Wissenschaftsjuwel
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Wenn du auf der Suche nach einem besonderen Naturerlebnis in Hamburg bist, führt kein Weg am Loki-Schmidt-Garten, Teil der Universität Hamburg, vorbei. Dieser faszinierende Botanische Garten in Flottbek verbindet wissenschaftliche Exzellenz mit öffentlicher Bildung und bietet dir eine einzigartige Reise durch die Pflanzenwelt unseres Planeten.

Eine bewegte Geschichte seit 1821
Die Wurzeln des heutigen Loki-Schmidt-Gartens reichen bis ins Jahr 1821 zurück, als Johann Georg Christian Lehmann den ersten Botanischen Garten Hamburgs gründete. Damals noch bescheiden mit 2,5 Hektar gestartet, entwickelte sich die Anlage über die Jahrzehnte zu einer bedeutenden wissenschaftlichen Institution. Johann Heinrich Ohlendorff übernahm als erster technischer Leiter die Verantwortung, gefolgt von Eduard Otto, der von 1845 bis 1852 und später erneut ab 1860 die Geschicke des Gartens lenkte.
Ein entscheidender Wendepunkt kam 1857, als der Hamburger Senat den Garten in ein Staatsinstitut überführte. Mit der Gründung der Universität Hamburg 1919 wurde er schließlich Teil des Botanischen Instituts. Ursprünglich lag der Garten ausschließlich in den Hamburger Wallanlagen, wo heute der Park Planten un Blomen zu finden ist.
Die Luftangriffe des Zweiten Weltkriegs zerstörten große Teile der Freilandflächen und Gewächshäuser. Doch aus dieser Zerstörung erwuchs etwas Neues: Der Wiederaufbau wurde maßgeblich durch drei Internationale Gartenbauausstellungen geprägt. 1953 stand zunächst die Beseitigung der Kriegsschäden im Vordergrund. Die IGA 1963 brachte die heute noch bestehenden 2.500 Quadratmeter großen Tropengewächshäuser hervor, entworfen von Architekt Bernhard Hermkes und Gartenbauingenieur Johannes Apel.
Der große Umzug nach Klein Flottbek
Mit der IGA 1973 wurde ein ambitioniertes Projekt realisiert: die komplette Verlegung des Botanischen Gartens. 1970 beschloss die Hamburger Bürgerschaft diesen mutigen Schritt, und bereits 1971 begannen die Bauarbeiten. Nach knapp achtjähriger Bauzeit konnte am 5. Juli 1979 das etwa 25 Hektar große Freigelände in Klein Flottbek eröffnet werden. Die Tropengewächshäuser blieben jedoch am ursprünglichen Standort bei Planten un Blomen.
Am 23. Oktober 2012 erhielt der Garten schließlich seinen heutigen Namen: Zu Ehren von Hannelore "Loki" Schmidt wurde er in Loki-Schmidt-Garten umbenannt – eine würdige Hommage an die engagierte Naturschützerin und Ehefrau des ehemaligen Bundeskanzlers.
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Drei faszinierende Themenbereiche entdecken
Der Loki-Schmidt-Garten erfüllt eine Doppelfunktion: Er dient als wissenschaftliche Sammlung für Lehr- und Forschungsaufgaben des Biologischen Instituts und steht gleichzeitig der Öffentlichkeit als Bildungs- und Erholungsraum zur Verfügung. Das Freigelände gliedert sich in drei spannende Themenbereiche, die jeweils unterschiedliche Aspekte der Botanik beleuchten.
Pflanzensystematik: Die Phylogenetische Uhr
Im Herzen des Gartens findest du auf 3.000 Quadratmetern das absolute Highlight für Botanik-Interessierte: die Phylogenetische Uhr. Hier werden Pflanzen ausschließlich nach ihrer natürlichen Verwandtschaft präsentiert, unabhängig von ihrer geografischen Herkunft oder ökologischen Ansprüchen. Diese einzigartige Darstellung des Pflanzensystems ermöglicht dir einen faszinierenden Einblick in die Evolution und Verwandtschaftsverhältnisse der Pflanzenwelt.
Pflanzengeographie: Eine Weltreise durch Klimazonen
Der Bereich Pflanzengeographie nimmt dich mit auf eine botanische Weltreise. Hier werden verschiedene naturräumliche Regionen mit Pflanzen dargestellt, die auch im Hamburger Klima gedeihen können. Besonders beeindruckend ist der Hain aus Sumpfzypressen, der das südöstliche Nordamerika repräsentiert. Ein absolutes Muss sind auch der chinesische Garten und der von Yoshikuni Araki gestaltete japanische Garten, die authentische fernöstliche Gartenkunst nach Hamburg bringen.
Die Pflege mancher Bereiche erfordert erheblichen Aufwand, da sie Landschaften darstellen, die stark vom Hamburger Klima abweichen – wie Gebirge, Moore oder Dünenlandschaften. Doch gerade diese Vielfalt macht den besonderen Reiz des Gartens aus.
Pflanze und Mensch: Kulturgeschichte zum Anfassen
Im dritten Themenbereich erlebst du hautnah, wie eng das menschliche Leben mit der Botanik verknüpft ist. Umfangreiche Sammlungen von Nutz- und Zierpflanzen wechseln sich ab mit informativen Giftpflanzenbereichen. Verschiedene Themengärten wie der niederdeutsche Bauerngarten, der Bibelgarten und der Rosengarten vermitteln kulturhistorische Aspekte auf anschauliche Weise.
Ein besonderes Highlight ist der 2005 eröffnete 3.000 Quadratmeter große Wüstengarten – ein Geschenk der Vereinigten Arabischen Emirate an Hamburg. Er zeigt sowohl naturnah gestaltete Wüstenlandschaft als auch typische Oasenlandwirtschaft und thematisiert wichtige Aspekte von Wüstenbildung und Desertifikation.
2021 wurde ein neuer Rosengarten eröffnet, der wichtige Vertreter der Wildrosen, Beetrosen, Edelrosen, Strauch- und Kletterrosen präsentiert. Zur Eröffnung wurde sogar eine neue Beetrosen-Sorte auf den Namen 'Loki' getauft.

Entspannte Wege durch die Pflanzenwelt
Der Hauptweg führt dich entspannt durch den gesamten Garten und umrahmt dabei ein zentrales Gewässer. Entgegen dem Uhrzeigersinn wandernd, entdeckst du nacheinander die Bereiche Nutzpflanzen, Giftpflanzen, Wüsten-, Rosen- und Gesteinsgarten.
Weiter nördlich erwarten dich Bäume und andere Gewächse aus Süd- und Nordamerika, bevor der Weg durch die japanischen und chinesischen Gärten führt. In südlicher Richtung durchquerst du die Wälder Europas, bis der Weg sich gegen Ende zum Museum Loki Schmidt Haus und zum Eingang verzweigt.
Tropengewächshäuser: Exotik mitten in Hamburg
Die Tropengewächshäuser befinden sich am ursprünglichen Standort in Planten un Blomen am Dammtor. Diese beeindruckenden Anlagen kultivieren Pflanzen aus fremden Klimazonen und sind in verschiedene baulich getrennte Bereiche mit jeweils eigenen Klimabedingungen unterteilt: Tropenhaus, Palmfarnhaus, Subtropenhaus, Farnhaus und Kakteenhaus.
Besonders bemerkenswert ist das Palmfarnhaus mit seiner seltenen Sammlung dieser sehr langsam wachsenden Pflanzen. Einige Exemplare sind über 100 Jahre alt und gehören zu den ersten nach Europa eingeführten Brotpalmfarnen. Derzeit sind die Gewächshäuser geschlossen und sollen bis 2029 umfassend saniert werden.
Bildung und Forschung Hand in Hand
Eine Besonderheit des Loki-Schmidt-Gartens ist die Grüne Schule, eine gemeinsame Einrichtung des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung sowie der Universität Hamburg. Sie stellt Zimmerpflanzen und Versuchspflanzen zur Zellenlehre zur Verfügung, aber auch fleischfressende Pflanzen, Sukkulenten, Pflanzen zur Evolution des Blattes, Baumscheiben, Duftgeranien, vorgetriebene Zwiebeln und tropische Nutzpflanzen.
Der Förderverein "Gesellschaft der Freunde des Botanischen Gartens Hamburg e. V." bereichert das Angebot durch regelmäßige fachkundige Führungen mit wechselnden Themenschwerpunkten, Pflanzenberatungen und Seminare. Zusätzlich betreut der Verein spezielle Bereiche im Freigelände.
Das Loki-Schmidt-Haus: Museum für Nutzpflanzen
Mit Förderung durch die Zeit-Stiftung entstand das Loki-Schmidt-Haus als Museum für Nutzpflanzen der Universität Hamburg. Die Sammlung umfasst vom Menschen genutzte Pflanzen sowie deren Rohprodukte und Aufbereitungsstufen, mit einem besonderen Schwerpunkt auf Nutzpflanzen aus Übersee.
Heute beherbergt das Museum etwa 50.000 Objekte, darunter die Karpologische Sammlung, die Lehrsammlung für Unterrichtszwecke sowie Sammlungen von Arzneipflanzen, Pilzen und Hölzern. Das puristisch gestaltete Gebäude mit seiner charakteristischen kobaltblauen Fliesenverkleidung bietet rund 460 Quadratmeter Ausstellungsfläche.

Kunst im Garten
Vor dem Eingang zum Freigelände steht seit 1982 die Bronzeplastik "Adam plündert sein Paradies" von Waldemar Otto. Ursprünglich war eine Eva-Figur geplant, deren Hand noch heute im goldenen Apfelbaum zu sehen ist. Nach öffentlichen Protesten wurde jedoch darauf verzichtet. Unbekannte malten "Adam" eine Unterhose auf, die nach mehreren Entfernungsversuchen schließlich bestehen blieb.
2021 ließ der Hamburger Kaufmann Jürgen Jencquel auf eigene Kosten eine Skulptur des Hamburger Mäzens Max Emden anfertigen und im Garten aufstellen. Bereits zu Lebzeiten erhielt Loki Schmidt ein Denkmal im Botanischen Garten – eine besondere Ehrung für die engagierte Naturschützerin.
Kooperationen: Christmas Garden
Der Loki-Schmidt-Garten arbeitet mit verschiedenen Veranstaltern zusammen, um den Besuchern auch zu jeder Jahreszeit etwas zu bieten. Unter anderem mit "Christmas Garden", die schon in Berlin, London, Paris, Rom und Barcelona die Einwohner mit der Lichtshow verzauberten. Der Christmas Garden hat sich über den Winter auch in Hamburg etabliert! Das renommierte Lichtkunst Open-Air begeistert das Publikum mit farbenprächtigem Lichtzauber und kunstvollen Illuminationen.
Der Christmas Garden Hamburg erwartet die Besucher mit funkelnden Attraktionen und einem neuen audiovisuellen Rundgang durch den Botanischen Garten. Auf dem zwei Kilometer langen Weg sind mehr als 30 Installationen zu erleben, die im Zeichen magischer Welten und der Kraft der Elemente stehen.
Perfekte Anbindung für deinen kostenfreien Besuch
Der Loki-Schmidt-Garten liegt verkehrsgünstig gegenüber der S-Bahn-Station Klein-Flottbek der Linie S1. Die Busse M21 und M15 haben hier ihre Endhaltestelle, sodass du den Garten bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen kannst.
Sowohl das Freigelände als auch die Tropengewächshäuser sind zu den Öffnungszeiten unentgeltlich zugänglich – ein wunderbares Angebot für alle Naturliebhaber und Wissbegierigen.
Öffnungszeiten des Loki-Schmidt-Gartens
Täglich ab 9.00 Uhr morgens.
- Januar / Februar: bis 16.00 Uhr
- März / April: bis 18.00 Uhr
- Mai / Juni / Juli / August: bis 20.00 Uhr
- September / Oktober: bis 18.00 Uhr
- November / Dezember: bis 16.00 Uhr
Hinweise: Schließungen, Hunde & Barrierefreiheit
- Einlass bis jeweils 30 Minuten vor Schließung.
- Schließtage: 24. Dezember / 31. Dezember.
- Im Loki-Schmidt-Garten sind viele Wege barrierefrei und mit Rollstühlen, Kinderwagen oder Rollatoren gut zu befahren.
- Bei extremer Witterung wie Sturm oder Glatteis bleibt der Garten ebenfalls geschlossen.
- Hunde (mit Ausnahme von Blindenhunden) und Fahrräder dürfen im Garten nicht mitgeführt werden.