Digitale Zukunft: Das sind die Vorbedingungen für eine positive Entwicklung

Wie schnell die Digitalisierung voranschreitet, fällt einem manchmal erst auf, wenn man einen Blick nach hinten wagt. Vor beispielsweise nicht einmal einem halben Jahrzehnt war eine wirklich breit nutzbare KI wie ChatGPT für die meisten Menschen noch SciFi. Und obwohl das Smartphone Mitte der 2010er bereits ein etabliertes Erfolgsmodell war, hätten wohl nur Visionäre ernsthaft damit gerechnet, keine zehn Jahre später an jedem Kartenterminal damit zahlen zu können.

Frau mit digitalen Effekten, © Gorodenkoff / stock.adobe.com
Frau mit digitalen Effekten, © Gorodenkoff / stock.adobe.com

Tatsache ist, die Digitalisierung legt ein Tempo vor, bei dem es selbst Tech-affinen Menschen manchmal schwerfallen kann, einen Überblick zu behalten. Ebenso ist es jedoch eine Tatsache, dass nicht nur diese Geschwindigkeit immer wieder zu Schwierigkeiten führt.

Fraglos werden die kommenden Jahrzehnte eine noch viel umfassendere Digitalisierung bringen, als wir uns heute zu träumen wagen. Aber angesichts der absehbaren Geschwindigkeiten und des Umfangs sind gleich mehrere Vorbedingungen nötig, damit das in jeder Hinsicht "menschverträglich" geschieht.

Denn, das ist unter diesem Aspekt eine dritte Tatsache: So erfolgreich die bisherige digitale Transformation war und ist, so sehr kann sie ebenso eine lange Liste von Nebenwirkungen, Schattenseiten, Kritikpunkten und Fehlschlägen vorweisen. Gerade weil wir für die kommenden Jahrzehnte von einem so extremen Ausmaß sprechen, müssen wir als Gesellschaft auf positivere Entwicklungen pochen – denn sonst werden die Schattenseiten gigantisch groß.

1. Es darf keinen Bruch zwischen Stadt und Land geben

Landleben wird niemals irrelevant werden. Vollständiges digitales Partizipieren darf deshalb keinesfalls nur (Groß-) Städtern vorbehalten bleiben. © YARphotographer / stock.adobe.com
Landleben wird niemals irrelevant werden. Vollständiges digitales Partizipieren darf deshalb keinesfalls nur (Groß-) Städtern vorbehalten bleiben. © YARphotographer / stock.adobe.com

Zugegeben, seitdem der Mensch die ersten Städte baute, gab es immer schon einen gewissen Unterschied zwischen dem Leben dort und demjenigen auf dem Land. Und einiges davon wird sich wohl niemals ändern, weil es von der reinen Bebauungs- und Bevölkerungsdichte abhängt.

Wenn wir jedoch von einer zutiefst digitalen Zukunft sprechen, dann besteht hier die immense Gefahr für einen Graben zwischen beiden Siedlungsformen, der sich einfach nicht überbrücken lässt. Vielleicht erinnerst du dich noch an den vielkritisierten Satz einer deutschen Bundesministerin, 5G sei "nicht an jeder Milchkanne" notwendig.

Tatsächlich ist es jedoch genau so – es gilt überdies für alles, was nach 5G kommen wird und erstreckt sich zudem weit über reine Internetverbindungen hinaus. In einer Zukunft, in der das Digitale einen so großen Stellenwert für alles in unserem Arbeits- und Privatleben besitzen wird, muss das Gefälle zwischen Stadt und Land so flach wie nur möglich sein; am besten gar nicht existent.

Die Stadt wird definitiv eine Vorreiterrolle spielen. Alle relevanten Zukunftskonzepte rund um die Smart City sind darauf ausgerichtet. Erneut liegt das an der hohen Bevölkerungsdichte – hat also nicht zuletzt mit Rentabilität zu tun. Doch selbst wenn der Urbanisierungsgrad eher noch zunehmen wird, so wird es immer genügend Menschen geben, die nicht in der großen Stadt wohnen. Beispiel gefällig?

  • Offiziell lebten 2022 laut der Weltbank 77,65 % der Deutschen in Städten – das entspricht zirka 65,4 Millionen Menschen.
  • Tatsächlich waren jedoch *alle* Städte gemeint. Nur etwa 30 Prozent der Deutschen leben allerdings in Großstädten (= mindestens 100.000 Einwohner). Das sind also lediglich 25,3 Millionen.

Zugegeben, rechnet man die Speckgürtel rund um solche Zentren hinzu, werden es mehr. Dennoch leben viele Millionen Deutsche "etwas" bis "sehr" ländlich – und werden es noch in Jahrzehnten tun. Denn Städte können nicht unbegrenzt wachsen, sondern haben fest definierte Stadtgrenzen.

Diese Menschen dürfen in einer noch digitaleren Zukunft keinesfalls abgehängt werden. Zwar trägt Digitalisierung viel dazu bei, Lücken zwischen Stadt und Land zu schließen, sie kann jedoch ebenso trennen – etwa dann, wenn ländliche Schulen deutlich schlechter digital ausgestattet sind.

2. Die Politik muss flexibler und zukunftsorientierter werden

Politik wird nie so schnell sein wie Digitalisierung. Just deshalb ist es jedoch nötig, sich dieser Unvermeidbarkeit etwas besser anzupassen. © angelo.gi / stock.adobe.com
Politik wird nie so schnell sein wie Digitalisierung. Just deshalb ist es jedoch nötig, sich dieser Unvermeidbarkeit etwas besser anzupassen. © angelo.gi / stock.adobe.com

Politische Prozesse in einer Demokratie benötigen eine gewisse Zeit, wenn sie gute Ergebnisse liefern sollen. Und als demokratischer Politiker ist man immer zu einem gewissen Grad gezwungen, kurzfristig zu handeln, damit innerhalb einer Legislaturperiode Ergebnisse vorzuweisen sind – andernfalls besteht die Gefahr, vom Wähler abgestraft zu werden.

Allerdings deckt die Digitalisierung immer wieder auf, wie sehr beides in Deutschland oftmals übertrieben wird. Wir könnten dazu eine ganze Menge Beispiele anführen. Etwa das: Helmut Schmidt, SPD-Bundeskanzler von 1974 bis 1982, brachte ein Gesetzespaket auf den Weg, das eine jährliche Quote für den Glasfaserausbau vorschrieb.

Bis spätestens 2015 wäre dadurch zumindest Westdeutschland durchgängig mit Glasfaserleitungen versehen gewesen. Dann kassierte Schmidts Nachfolger, Helmut Kohl (CDU) das Gesetz wieder und sorgte stattdessen für einen beschleunigten Ausbau des Kabelfernsehens.

Wahrscheinlich kannst du dir vorstellen, wie viel anders es um unsere heutige Digitalisierung stünde, hätte der Schmidt-Plan Bestand gehabt. Höchstwahrscheinlich wären diverse spätere Ärgernisse und Streitereien rings um die Digitalisierung nicht eingetreten.

Folgendermaßen sieht es aus: Die Digitalisierung ist bislang speziell für die deutsche politische Marschgeschwindigkeit zu schnell. Hiesige Politiker möchten häufig alles im Detail durchgeplant sehen, bevor sie irgendetwas auf den Weg bringen. Das ist ein Hauptgrund, warum Deutschland im digitalen Ranking der EU auf den hinteren Plätzen landet.

Doch es muss nicht nur insgesamt schneller gehen. Gerade für ein solches "Menschheits-Projekt" müssen Politiker den Mut finden, über Legislaturperioden hinaus zu denken – und ebenso über Parteigrenzen. Dazu gehört

  1. die Fähigkeit, etwas anzustoßen, dessen Erfolg man vielleicht nicht mehr erleben wird;
  2. der Wille, nicht etwas schlechtzureden oder gar zu kassieren, nur weil es der politische Gegner angestoßen hat;
  3. die Disziplin, überparteilich zu kooperieren und das Wohl des Landes und seiner Einwohner als wichtigsten Fokus im Blick zu haben – nicht Parteileitlinien, Ämter oder Macht.

3. Wirtschaftliche und politische Macht müssen limitiert und kontrolliert werden

Digitalisierung kann sehr viel Macht an einer Stelle konzentrieren. Das darf uns nicht egal sein, denn sonst wird es rasch dystopisch. © Framestock / stock.adobe.com
Digitalisierung kann sehr viel Macht an einer Stelle konzentrieren. Das darf uns nicht egal sein, denn sonst wird es rasch dystopisch. © Framestock / stock.adobe.com

Das Digitale ist eine derjenigen Techniken, bei denen der Grad zwischen positiven und negativen Folgen äußerst schmal ist.

  • Mit einer Gesichtserkennungs-Software kann man sowohl Verbrecher finden als auch Bewegungsprofile unbescholtener Menschen anfertigen.
  • Persönliche Daten können sowohl genutzt werden, um harmlose personalisierte Werbung zu zeigen als auch, um Menschen massiv zu beeinflussen.
  • Bildgebende KI kann wunderbare Kunst erschaffen – oder extrem demütigende Deep Fakes.

Was davon überwiegt, hängt zu einem erheblichen Teil vom Verhalten derjenigen ab, die die Kontrolle über eine Technik ausüben. Schon heute zeigt beispielsweise China, wie leicht es digitale Technik macht, einen dystopischen Überwachungsstaat zu erschaffen. Und wie intransparent und freigiebig viele der Internet-Giganten mit unseren Daten umgehen, wurde ebenfalls schon vielfach beschrieben.

Natürlich, der allgemeine German Datenschutz ist mit einer zutiefst digitalisierten Zukunft inkompatibel. Allerdings solltest du ihn nicht bedingungslos kritisch sehen. Tatsächlich müssen wir alle in Zukunft noch sehr viel stärker darauf achten und pochen, dass

  1. jeder glasklar darüber informieren muss, was er mit welcher Technik und deren Daten anstellt – egal ob Behörde oder Unternehmen.
  2. jeder von uns die Chance hat, via Opt-In einer solchen Nutzung zuzustimmen oder sie abzulehnen.
  3. es nötigenfalls überstaatliche Kontrollinstanzen mit hinreichenden Machtbefugnissen gibt, die Einhaltung überwachen und wirksam sanktionieren können.

Dazu ist es wichtig, nicht immer nur achselzuckend zu akzeptieren, wenn Argumente wie "mehr Komfort" oder "mehr Sicherheit" gebracht werden. Denn beides wurde schon oft genug als Ausrede genutzt – schon lange bevor es Digitalisierung gab.

Ja, etwas weniger Datenschutz kann starke Vorteile haben, allem voran im Gesundheitssektor. Ebenso kann weniger Datenschutz schon an der nächsten öffentlichen Überwachungskamera das exakte Gegenteil verursachen.

Daher müssen wir als Gesellschaft digital erwachsen sein (und werden), indem wir erkennen, wo es wirklich richtig und wichtig ist, die Zügel anzuziehen und zu lockern – und wo nicht. Einfach nur alles zu akzeptieren, was wahlweise von Politikern oder Tech-Größen gesagt wird, ist das Gegenteil davon.

Übrigens: Das bedeutet ebenso, beim Thema KI eine Menge Augenmaß walten zu lassen. Wir stehen noch am Anfang dessen, was möglich ist. Und es wäre äußerst gefährlich, uns alle in eine Position zu bringen, in der nicht mehr klar ist, wer wirklich die Entscheidungen fällt – wir oder die künstliche Intelligenz oder ihre Entwickler.

4. Pluralismus und Wahlfreiheit müssen gewahrt werden

Schon heute gibt es im Digitalen vielfach bedenklich wenige echte Optionen. Wir müssen darauf achten, dass das nicht noch schwerwiegender wird. © contentdealer / stock.adobe.com
Schon heute gibt es im Digitalen vielfach bedenklich wenige echte Optionen. Wir müssen darauf achten, dass das nicht noch schwerwiegender wird. © contentdealer / stock.adobe.com

In Demokratie und Marktwirtschaft setzt sich typischerweise das durch, was das für die meisten Menschen schlüssigste Konzept oder Angebot vorzuweisen hat. Dennoch gibt es meist die Freiheit, aus einer ganzen Reihe von Optionen zu wählen – seien es verschiedene Parteien oder die Marke deines Lieblings-Joghurts.

Der bisherige Verlauf der Digitalisierung nimmt jedoch an vielen Stellen einen anderen Weg – einen, der längerfristig betrachtet durchaus bedenklich ist. Einige Beispiele dazu:

Aktuell leben wir daher in einer Epoche, in der es auf einer digitalen Ebene gleich mehrere echte oder Beinahe-Monopole gibt. Gut, nun könnte man sagen, der Verbraucher habe sich so entschieden – doch ist das wirklich überall der Fall?

  • Kaufst du beispielsweise nicht vielleicht nur deshalb immer wieder Android-Handys, weil so viele Hersteller darauf setzen und die Alternativen irgendwie schwieriger zu nutzen sind oder weniger Apps bieten?
  • Nutzt du vielleicht bloß deshalb WhatsApp als Default-Messenger, weil ihn die meisten deiner Kontakte ebenfalls verwenden?

Seit einigen Jahren befinden wir uns an einem Punkt, an dem in der digitalen Welt Alternativen immer seltener eine dauerhafte Chance haben. Etwa ein Anbieter, der es dir nicht gestattet, eine Open-Source-App für eine Zwei-Faktor-Authentifizierung zu benutzen, sondern dich faktisch zwingt, seine eigene App zu verwenden. Solche Dinge kommen tagtäglich vor.

Einmal mehr müssen wir an dieser Stelle auf die gigantische Bedeutung des Digitalen in der Zukunft hinweisen. Stell dir beispielsweise vor, irgendein riesiger Internethändler würde seine Marktmacht so lange ausnutzen, bis es für viele Produkte des täglichen Lebens keine Alternative mehr gäbe, außer sie bei diesem Giganten zu kaufen.

Definitiv benötigt das digitale Dasein gewisse einheitliche Standards, auf die sich alle einigen können. Das muss jedoch in einer Form geschehen, die es Wirtschaftsgiganten nicht gestattet, eine alles beherrschende Macht zu entwickeln.

Für viele Kritiker wurde bislang speziell in Deutschland zu wenig gegen solche Monopolentwicklungen getan. Erst 2023 beispielsweise gestattete ein EuGH-Urteil es den deutschen Kartellbehörden, bei Datenschutzverstößen zuzupacken – wo zuvor nur die Datenschutzbehörden zuständig waren.

Die Zukunft dürfte noch mehr solcher Monopole und Quasi-Monopole hervorbringen. Erneut sind wir als Gesellschaft und diejenigen, die wir wählen, gefragt. Als Mindestmaß müssen trotz aller Monopole an jedem Punkt Wahlmöglichkeiten offenbleiben – nicht als Feigenblatt, sondern gleichermaßen leistungsfähige Alternativen. Andernfalls erwachen wir irgendwann in einer Welt, die von einer kleinen Handvoll Megakonzerne beherrscht wird, die noch mächtiger sind als jede politische Supermacht.

Zweifelsohne wird die weitere Digitalisierung an vielen Punkten bereits keine Wahlmöglichkeit mehr lassen, eine analoge Option zu verwenden. Das ist schon heute der Fall. Beispielsweise sind Steuererklärungen in Papierform nur noch für Menschen möglich, die keine Einkünfte aus selbstständigen oder freiberuflichen (Neben-) Tätigkeiten erzielen.

Wenn noch mehr Digitalisierung nötig ist, muss es jedoch zumindest innerhalb davon genügend Wahlmöglichkeiten geben – echte.

5. Anonymität muss ein universelles Menschenrecht bleiben

Ein nicht mehr anonymes Netz wäre keinesfalls so sicher, wie es sich Befürworter vorstellen. Wohl aber wäre jeder Mensch maximal transparent – mit sämtlichen Folgen. © jayzynism / stock.adobe.com
Ein nicht mehr anonymes Netz wäre keinesfalls so sicher, wie es sich Befürworter vorstellen. Wohl aber wäre jeder Mensch maximal transparent – mit sämtlichen Folgen. © jayzynism / stock.adobe.com

Wir kommen zu einem Punkt, über den es sich vortrefflich diskutieren lässt, weil beide Seiten umfassende Argumente vorzuweisen haben – das Thema Anonymität und Pseudonymität im digitalen Raum. Kurz zur Erläuterung:

  • Anonymität: Hierbei ist gar kein Rückschluss auf eine bestimmte Person möglich.
    Beispiel: Eine Website, bei der du dich gar nicht anmelden musst und die du über IP-verschleiernde Maßnahmen besuchen kannst.
  • Pseudonymität: Hier können Rückschlüsse nur gezogen werden, wenn zusätzliche, nicht mit den pseudonymen Daten verknüpfte, andere Daten vorhanden sind.
    Beispiel: Eine Website, bei der du zwar anmelden musst, aber nicht deinen echten Namen verwenden brauchst.

Das Thema ist deshalb so diskussionswürdig, weil gerade das Internet immer wieder aufzeigt, wie sehr Anonymität und Pseudonymität Hass und Hetze aufkommen lassen. Klar, wer unerkannt bleiben kann (oder es zumindest glaubt), der neigt je nach Charakter dazu, sehr offen zu reden – oder völlig über sämtliche Stränge zu schlagen. Das dürfte wohl einer der Primärgründe sein, warum Plattformen wie 4chan (oder generell Chans) berühmt-berüchtigt sind. Zudem ist manches im Internet definitiv nicht für Kinder oder Jugendliche geeignet.

Diverse Politiker forderten deshalb bereits einen Klarnamenszwang für soziale Netzwerke. Einige äußerten sogar schon den Wunsch, das Internet generell nur nutzen zu können, nachdem man sich beispielsweise mit einem Identitätsnachweis authentifiziert habe. In Großbritannien etwa gilt seit einigen Jahren eine Ausweispflicht für den Zugriff auf Porno-Sites.

Wenn du solchen Forderungen zustimmst, solltest du jedoch eines bedenken: Nichts im Internet ist hundertprozentig sicher. Selbst Digitalgiganten wurden schon gehackt. Und sowieso weißt du, wie sorglos so manche Anbieter mit den ihnen anvertrauten Daten umgehen; trotz DSGVO.

Stell dir beispielsweise vor, man müsste sich tatsächlich überall im Netz per Ausweis authentifizieren...

  • Würdest du auf einer Dating-Site noch wirklich intime Geheimnisse über dich offenbaren?
  • Würdest du noch eine Erwachsenen-Videoplattform ansteuern – speziell, wenn dein Geschmack nicht dem Mainstream entspricht?
  • Würdest du noch Fotos von dir oder deinen Kindern auf Social Media hochladen?
  • Würdest du dich noch trauen, auf einer Job-Plattform deinen aktuellen Arbeitgeber realistisch zu bewerten?

Ein Ende der digitalen Anonymität oder wenigstens Pseudonymität würde definitiv Hass und Hetze zumindest reichweitenstarke Plattformen nehmen. Bloß gab es Hass und Hetze schon lange vor Erfindung des Internets – inklusive Beeinflussung und Aufhetzung der Massen. Weg wären sie deshalb nicht.

Außerdem zeigt nicht zuletzt die Existenz des Darknets, wie sehr sich hierbei ein alternativer Ansatz verfolgen lässt. Irgendeine Lücke oder Ausweichmöglichkeit wird es immer geben.

Für dich und alle anderen unbescholtenen Bürger wären die Folgen dagegen gravierend. Alles, was wir in der digitalen Welt täten, würde unter vollständiger Preisgabe unserer Identität zwischen Bild, Name, Geburtsdatum, Adresse und Ausweisnummer erfolgen – inklusive sämtlicher Gefahren durch Hacker und Identitätsdiebstähle.

Bedenke deshalb zwei Dinge:

  1. Diejenigen, die Hass und Hetze verbreiten, sind und werden eine Minderheit bleiben. Dadurch würde also die gesetzestreue Mehrheit für das Vorgehen einer Minderheit bestraft.
  2. Jugendschutz lässt sich durchaus auf anderen Wegen erreichen. Beispielsweise, indem für Internet- und Mobilverträge, die (auch) von Minderjährigen genutzt werden, besondere Spielregeln und Blacklists gelten.
  3. Die Digitalisierung wird in den kommenden Jahren noch viel tiefer in sämtliche Lebensbereiche eindringen. Du wärst daher in keinem davon mehr anonym oder pseudonym unterwegs. Selbst bei Dingen, die ohne jede Diskussionswürdigkeit einfach niemanden etwas angehen.

Unter anderem deutsche und EU-Gesetzgebungen haben deshalb solchen Klarnamenszwängen eine klare Absage erteilt. Doch es liegt an dir als mündiger Bürger, auch in Zukunft auf eine solche Haltung zu achten – und abermals nicht blindlings Argumente wie „mehr Sicherheit“ zu akzeptieren oder nur auf dich als User zu schauen.

6. Klima und Umwelt müssen im Fokus stehen

Schon heute ist die Wirkung der Digitalisierung auf den Planeten ambivalent. Es ist daher Vorsicht geboten, damit die Situation nicht zum Negativen hin kippt. © Sepia100 / stock.adobe.com
Schon heute ist die Wirkung der Digitalisierung auf den Planeten ambivalent. Es ist daher Vorsicht geboten, damit die Situation nicht zum Negativen hin kippt. © Sepia100 / stock.adobe.com

Was den Schutz des Klimas, der Umwelt und der Natur anbelangt, kann die bisherige Digitalisierung durchaus schlagkräftige Argumente liefern. Doch einmal mehr in diesem Text können wir dir aufzeigen, wie groß die Schattenseiten sind:

  • Einerseits stößt ein einzelnes Lieferfahrzeug, das Hunderte Online-Bestellungen ausliefert, nur einen Bruchteil der Abgase aus, die entstünden, würden all die Besteller in stationäre Geschäfte fahren. Andererseits sorgt der Onlinehandel für eine wahre Flut an Verpackungsmüll, Mehrkäufen und Retouren, die sonst nicht vorkämen.
  • Einerseits spart es gigantische Mengen an Papier und somit Holz, Wasser und Energie ein, wenn Aktenbestände und andere Unterlagen digitalisiert werden. Andererseits ist der dadurch entstehende Stromverbrauch von Servern und Endgeräten längst schon gigantisch.
  • Einerseits machen allein unsere Smartphones ungezählte Wege und die Anschaffung anderer Geräte überflüssig. Andererseits verbrauchen sie in der globalen Masse enorm viele Ressourcen und Energie. Zudem sind sie bislang immer noch nicht wirklich einfach recycelbar.

Wenn beispielsweise dereinst das Metaverse das bisherige text- und bildlastige Internet ablöst, dann wird sich allein der Stromverbrauch des Webs gut und gerne verzehnfachen – schätzen Experten. Um wie viel aufwendiger und leistungsfähiger unsere Endgeräte und die Internetverbindungen werden müssen, um eine solche dreidimensionale, immersive Welt flüssig darzustellen, kannst du dir vielleicht denken.

Und was all die großen und kleinen, sinnvollen und sinnlosen Gadgets des Internet of Things anbelangt, so dürften wir ebenfalls noch längst nicht die Spitze der Fahnenstange erreicht haben.

Das alles bedeutet eines: Die sich ausweitende Digitalisierung hat viel Gutes für den Planeten getan und wird es zukünftig weiterhin tun. Sie hat aber ebenso eine ganze Menge Dinge hervorgebracht, die ein Nachteil für die Erde sind. Es ist daher eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe:

Wir alle müssen zusammen mit Politik, Herstellern und Dienstleistern dafür sorgen, dass zwischen smartem Spaß-Gadget und Quantencomputern alles, was die Digitalisierung uns noch bringt, zumindest das Thema Klima-, Natur- und Umweltschutz nicht aus dem Fokus verliert. Besser aber noch dieses Thema zum wichtigsten Kriterium macht.

Denn wo wir im globalen Norden heute schon stehen, werden Nationen des globalen Südens erst in den kommenden Jahren ankommen. Ein weltweites Digitalisieren um der Digitalisierung Willen wäre deshalb im Höchstmaß töricht.

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