Beliebte Medikamente und ihre überraschenden Nebenwirkungen

Medikamente sind in unserem Alltag sehr nützlich: Sie lindern Schmerzen, senken den Blutdruck oder helfen bei Potenzproblemen. Doch was viele nicht wissen: Selbst die am häufigsten verschriebenen Medikamente haben unerwartete Nebenwirkungen. Manche davon sind harmlos, andere überraschend, einige sogar beunruhigend. Ein genauer Blick lohnt sich.

Aus einer Medikamentendose fallen Pillen auf einen Tisch
Medikamente, © unsplash.com / Towfiqu Barbhuiya

Schmerzmittel mit Schattenseiten

Ibuprofen und Paracetamol gehören in Deutschland zu den am häufigsten verwendeten Schmerzmitteln. Sie sind in fast jeder Hausapotheke zu finden.

Ibuprofen kann bei längerer Einnahme die Magenschleimhaut schädigen. Magenblutungen, Übelkeit oder Sodbrennen sind typische Begleiterscheinungen. Vor allem Menschen über 60 oder mit empfindlichem Magen sollten vorsichtig sein. Zudem erhöht sich bei dauerhafter Einnahme das Risiko für Herzinfarkte und Schlaganfälle.

Paracetamol gilt als sanft, doch es belastet die Leber. Schon eine leicht überhöhte Dosis kann zu Leberschäden führen. Besonders gefährlich wird es in Kombination mit Alkohol oder wenn du andere Medikamente mit Paracetamol einnimmst. In einigen Ländern ist Paracetamol rezeptpflichtig, in Deutschland nicht.

Reizhusten oder geschwollene Knöchel durch Blutdrucksenker

ACE-Hemmer, wie zum Beispiel Ramipril, erweitern die Gefäße und senken so den Druck. Eine unerwartete, aber häufige Nebenwirkung ist Reizhusten. Dieser trockene Husten kann wochenlang anhalten und lässt sich nur durch einen Wechsel des Medikaments beenden.

Ein anderes häufig eingesetztes Präparat ist Amlodipin, ein sogenannter Kalziumantagonist. Es senkt ebenfalls den Blutdruck, führt aber bei vielen Menschen zu geschwollenen Knöcheln oder einem unangenehmen Wärmegefühl im Gesicht.

Antidepressiva: Gefühle auf Sparflamme

Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Citalopram oder Sertralin helfen vielen Menschen mit Depressionen und Angststörungen. Doch sie verändern oft nicht nur die Stimmung, sondern auch die Gefühlswelt insgesamt. Viele Nutzer berichten von einer Art emotionaler Abflachung: Freude, Trauer oder Wut werden weniger intensiv empfunden. Diese Wirkung ist zwar nicht gefährlich, aber sie beeinflusst Beziehungen und den Arbeitsalltag.

Ein weiteres Problem ist die Libido. Viele Patienten berichten von Erektionsstörungen, verringerter Lust oder Schwierigkeiten beim Orgasmus. Diese Nebenwirkungen treten häufig auf, werden aber aus Scham selten angesprochen.

Antibiotika: Viel hilft nicht immer viel

Breitbandantibiotika, wie Amoxicillin oder Ciprofloxacin, töten nicht nur krankmachende Bakterien ab, sondern auch die guten. Das kann die Darmflora massiv aus dem Gleichgewicht bringen. Verdauungsprobleme, Durchfall und ein geschwächtes Immunsystem sind die Folge.

Besonders umstritten ist die Wirkstoffgruppe der Fluorchinolone (z. B. Levofloxacin). Diese Medikamente stehen im Verdacht, Sehnenentzündungen oder sogar Sehnenrisse zu verursachen. Auch Nervenschäden mit Kribbeln oder Taubheitsgefühlen wurden gemeldet. Die Europäische Arzneimittelbehörde hat ihre Anwendung deshalb stark eingeschränkt.

Schlafmittel: Ein Weg in die Abhängigkeit

Viele Menschen greifen bei Schlafproblemen zu Benzodiazepinen wie Diazepam oder Lorazepam. Diese Mittel wirken schnell und zuverlässig. Doch sie bergen ein großes Risiko: Abhängigkeit. Schon nach wenigen Wochen kann der Körper sich so sehr an das Medikament gewöhnen, dass ein Absetzen zu Entzugserscheinungen führt. Dazu zählen Schlaflosigkeit, Angstgefühle und sogar Krampfanfälle.

Noch problematischer: Viele Menschen bemerken gar nicht, dass sie abhängig sind, bis sie plötzlich keine Tabletten mehr bekommen.

Für eine langfristige Lösung bei Schlafproblemen eignen sich eine Verhaltenstherapie, eine gute Schlafhygiene oder pflanzliche Alternativen besser.

Kuriose Nebenwirkungen der blauen Pille

Ein Klassiker unter den Medikamenten mit unerwarteten Nebenwirkungen ist Viagra, das bekannteste Potenzmittel der Welt. Der Wirkstoff Sildenafil sorgt dafür, dass die Blutgefäße im Penis sich erweitern. Die Folge ist eine verbesserte Erektion bei sexueller Stimulation. Das Mittel hat vielen Millionen von Männern geholfen und gilt normalerweise als sehr sicher, doch es kann auch seine Tücken haben.

Die bekannteste Nebenwirkung ist Kopfschmerz, gefolgt von Hitzewallungen, verstopfter Nase und einem roten Gesicht.

Weniger bekannt ist die in seltenen Fällen mögliche Auswirkung auf das Sehvermögen. Die betroffenen Anwender berichten von einem bläulichen Farbstich, als würden sie durch eine getönte Brille schauen. Auch verschwommenes Sehen oder eine erhöhte Lichtempfindlichkeit kommen vor.

Auch das Herz-Kreislauf-System reagiert auf Sildenafil. Es senkt den Blutdruck, was in der Regel positiv ist, in Kombination mit Herzmedikamenten aber auch gefährlich werden kann. Besonders kritisch ist die Verbindung mit Nitraten, die bei Angina pectoris oder einem Herzinfarkt verschrieben werden. Diese Kombination kann zu einem lebensbedrohlichen Blutdruckabfall führen.

Bei falscher Anwendung kann es zu anhaltenden Erektionen kommen, die länger als vier Stunden dauern. Was zunächst witzig klingt, ist ein medizinischer Notfall. Wenn der Blutfluss im Penis zu lange blockiert ist, nimmt das Gewebe Schaden.

Warum du Nebenwirkungen ernst nehmen solltest

Medikamente sind wichtig, aber sie sind keine Selbstläufer. Gerade weil viele davon als harmlos gelten, fehlt oft das Bewusstsein für ihre Nebenwirkungen. Wer zum Beispiel täglich eine Tablette gegen Bluthochdruck nimmt, denkt kaum über geschwollene Knöchel oder chronischen Husten nach. Wer bei Schlafproblemen zu einer Tablette greift, denkt nicht an die Suchtgefahr. Und wer sich für Viagra entscheidet, rechnet kaum mit Auswirkungen auf den Blutdruck.

Deshalb gilt: Lies den Beipackzettel. Ja, er ist lang und wirkt manchmal abschreckend, aber er hilft dir, Symptome besser einzuordnen und rechtzeitig zu reagieren, wenn etwas nicht stimmt. Wenn du Nebenwirkungen bemerkst, sprich mit deinem Arzt darüber. Es gibt immer alternative Behandlungen.

Quellen

https://flexikon.doccheck.com/de/ACE-Hemmer
https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffgruppen/ssri
https://www.drugcom.de/drogenlexikon/buchstabe-b/benzodiazepine/
https://www.doktorabc.com/de/maennergesundheit/erektionsstoerungen/potenzmittel/viagra/viagra-nebewirkung

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