Startschuss für neue S-Bahnlinie: Die S6 kommt

Hamburg investiert weiter in seine Schienen-Infrastruktur. Neben dem Bau neuer S- und U-Bahnlinien steht die Sanierung und Erweiterung der bereits bestehenden, stark genutzten S-Bahn-Korridore nach Harburg/Neugraben und Bergedorf an: Der Senat hat heute dafür eine entsprechende Drucksache auf den Weg gebracht und für die Ertüchtigung der Strecken durch neue Strom-, Weichen- und Signaltechnik nach Harburg/Neugraben und Bergedorf insgesamt rund 92 Mio. Euro in den Haushalt bis 2026 hinterlegt.

S-Bahn Hamburg, © Pixabay.com/Alexa
S-Bahn Hamburg, © Pixabay.com/Alexa

Der Gesamtumfang aller geplanten Maßnahmen (bestehend aus 15 Einzelmaßnahmen) auf den beiden S-Bahn-Korridoren wird rund 425 Mio. Euro betragen. Das Projekt kann mit bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten durch Bundesmittel bezuschusst werden. Die Voraussetzungen liegen vor: Mit einem ermittelten Nutzen-Kosten-Faktor von über 3,0 ist eine überdurchschnittlich hohe Wirtschaftlichkeit des Korridorausbaus nachgewiesen. Die Deutsche Bahn beabsichtigt, einen Antrag auf Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) beim Bund zu stellen.

Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: "Hamburg bekommt eine neue S-Bahnlinie. Mit der S6 wollen wir die Taktung zwischen Elbgaustraße und Neugraben spürbar verbessern und insbesondere den Fahrgästen nach Harburg/Neugraben ein deutlich verbessertes Angebot machen. Die S-Bahn zwischen Hauptbahnhof und Harburg ist der am meisten genutzte Streckenabschnitt im Hamburger Netz. Wir können hier die Kapazität um 40 Prozent pro Stunde und Richtung steigern. Deswegen ist die S6 für Hamburg ein zentrales Verkehrsprojekt, das wir intensiv vorantreiben werden. Die Bauarbeiten hierfür werden bereits im nächsten Jahr beginnen. Mit der laufenden Sanierung der Hamburger Tunnelstationen und der Umsetzung des neuen S-Bahn-Liniennetzes werden wir damit den S-Bahn-Korridor nach Harburg deutlich stärken. Der Senat wird zudem sehr viel Geld in die Hand nehmen, um den S-Bahn-Ast nach Bergedorf zuverlässiger, resilienter und komfortabler zu machen. Wir werden in Richtung Bergedorf die Kapazität durch den Einsatz von Langzügen um 25 Prozent steigern können und somit beispielsweise die Voraussetzungen für die Anbindung des neuen Stadtteils Oberbillwerder schaffen."

Kay Uwe Arnecke, Vorsitzender der Geschäftsführung S-Bahn Hamburg: "Mit dem neuen S-Bahn-Liniennetz ab Dezember 2023 legen wir die Grundlage für die Integration weiterer S-Bahn-Linien. Der Ausbau der Korridore Harburg/Neugraben und Bergedorf schafft die Voraussetzung für weiteres Wachstum und ermöglicht so ein verbessertes Angebot für unsere Fahrgäste. Wir erneuern auf beiden Strecken die Strom-, Weichen- und Signaltechnik und rüsten den Korridor Harburg/Neugraben mit einem Elektronischen Stellwerk (ESTW) aus. Durch die Modernisierung stabilisieren wir das gesamte S-Bahn-System und machen es flexibler. Dadurch wird der S-Bahn-Verkehr zuverlässiger und resilienter."

Mit einem ermittelten Nutzen-Kosten-Quotienten von 3,32 ist eine überdurchschnittlich hohe Wirtschaftlichkeit des Korridorausbaus nachgewiesen worden. Damit ist der gesamtwirtschaftliche Nutzen dreimal höher als die eingesetzten Investitionsmittel und es ist die dahingehende Voraussetzung der Förderfähigkeit durch den Bund gegeben – in Höhe von bis zu 75 Prozent der förderfähigen Kosten. Die DB beabsichtigt, einen entsprechenden Antrag auf Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) beim Bund zu stellen.

Der Bedarf, die S-Bahn-Korridore nach Harburg und Bergedorf nachhaltig zu stärken, besteht seit längerem. Bis dato war eine Finanzierung über die Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) zwischen Bundesrepublik und Deutscher Bahn, die insbesondere die Instandhaltung und den Ersatz der Infrastruktur der Eisenbahninfrastrukturunternehmen der Deutschen Bahn (DB Netz, DB Station & Service, DB Energie) regelt, vorgesehen. Die Veranschlagung dieser Finanzierungsmittel würde jedoch eine Realisierung zeitlich deutlich in die nächste Dekade verlängern.

Die Novellierung des GVFG-Gesetzes (sah bis zur Neuerung lediglich Förderung von Neubau vor) eröffnet nun die Möglichkeit, auch die Förderung der nachhaltigen Modernisierung von Bestandsinfrastruktur vorzunehmen. Um dieses wichtige Projekt zeitnah und im Sinne der Fahrgäste voranzubringen, hat der Senat vor diesem Hintergrund und in enger Abstimmung mit Bund und Bahn entschieden, ein GVFG-Verfahren voranzubringen.

Der Senat hat für die Ertüchtigung der Strecken durch neue Strom-, Weichen- und Signaltechnik nach Harburg/Neugraben und Bergedorf insgesamt rund 92 Mio. Euro in den Haushalt bis 2026 hinterlegt. Mit dieser wichtigen Investition ins Bestandsnetz soll vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt und wachsender Mobilitätsbedürfnisse der Hamburger:innen, die Leistungsfähigkeit der klimafreundlichen Schiene erhöht werden.

Im ersten Halbjahr 2024 soll die Korridor-Modernisierung mit dem Bau erster Gleichrichterwerke für mehr Strom-Energie auf den besagten Strecken bereits konkret beginnen. Die Inbetriebnahme aller Maßnahmen wird für voraussichtlich Ende 2029 angestrebt.

Die Verbesserungen im Detail

Verbesserungen auf dem S-Bahn-Korridor Richtung Harburg bzw. Neugraben

Der S-Bahn-Korridor zwischen Hauptbahnhof und Hamburg-Harburg ist die Strecke mit dem höchsten Fahrgastaufkommen im gesamten Hamburger S-Bahn-Netz und eine der am meisten beanspruchten S-Bahn-Strecken in ganz Deutschland. Aktuell besteht hier ein überlagernder 5-Minuten-Takt der Linien S3 und S31 (künftig im neuen Netz S5): Die Linie S3 wird in der Hauptverkehrszeit nachfrageorientiert mit Langzügen mit neun Wagen betrieben.

Künftig sollen zwischen Hauptbahnhof und Harburg / Neugraben bis zu drei Züge je zehn Minuten und Richtung fahren. Ergänzend zu der heutigen und zukünftigen Nachfrage wird das Angebot um eine neue zusätzliche Linie S6 erweitert. Dann können statt jetzt 15.000 Fahrgäste pro Stunde, 21.000 pro Stunde und Richtung die S-Bahn über die Elbe nutzen.

Durch die neu geschaffenen infrastrukturellen Bedingungen können Kapazitäten auf der Strecke deutlich erhöht werden und mehr Menschen in kürzeren Abständen in der S-Bahn über die Elbe befördern. Das neue Angebot schafft nicht nur mehr Stabilität und Zuverlässigkeit im Betrieb, sondern darüber hinaus auch mehr Platz und Komfort für die Fahrgäste.

Verbesserungen auf dem S-Bahn-Korridor Richtung Bergedorf

Zwischen Hauptbahnhof und Bergedorf besteht aktuell ein überlagernder fünf Minuten-Takt der Linien S2 und S21 (im neuen S-Bahnliniennetz künftig kombiniert als eine Linie S2).

Künftig sollen zwischen Hauptbahnhof und Bergedorf dann angebotsorientiert ganztags zwei Fahrten in zehn Minuten ermöglicht werden, eine Linie davon im Langzugbetrieb. Durch die geplante Umstellung und Investitionen erfolgt eine deutliche Steigerung der Platzkapazität für Fahrgästen wie auch ein Ausbau der Taktung. Dann können statt jetzt 12.000 Fahrgäste, 15.000 Fahrgäste die S2 pro Stunde und Fahrtrichtung nutzen.

Mit der Ertüchtigung beider Verkehrskorridore wird für die Anwohnerinnen und Anwohner ein spürbar attraktiveres Verkehrsangebot in höherer Qualität geschaffen.

Finanzierung der Maßnahmen

Der finanzielle Gesamtumfang aller geplanten Maßnahmen in den beiden Korridoren wird rund 425 Mio. Euro betragen. Die Deutsche Bahn beabsichtigt, einen Antrag auf GVFG-Förderung beim Bund zu stellen.

Die Förderfähigkeit des Projektes ist gegeben: Die DB hat eine Standardisierte Bewertung erstellen lassen, die den volkswirtschaftlichen Nutzen und die Rentabilität der Investitionen ermittelt hat: Mit einem erzielten Nutzen-Kosten-Quotienten von über 3,0 wurde eine überdurchschnittlich hohe Wirtschaftlichkeit nachgewiesen.

Damit ist der gesamtwirtschaftliche Nutzen dreimal höher als die eingesetzten Investitionsmittel. Die mit der Maßnahme verbundene Effizienzverbesserung auf den beiden S-Bahn-Korridoren wirkt sich zudem positiv auf das gesamte Hamburger S-Bahn-Netz aus.

Hamburg hat insgesamt rund 92 Mio. Euro in den Haushalt bis 2026 hinterlegt und eine entsprechende Drucksache für die Sanierung der beiden wichtigen S-Bahn-Korridore beschlossen sowie an die Bürgerschaft überwiesen.

Umsetzung der Maßnahmen

Die Planungen für die Sanierungsmaßnahmen der beiden S-Bahn-Korridore sind konkret angelaufen: Bereits im ersten Halbjahr 2024 sollen zwei neue Gleichrichterwerke auf den Strecken installiert werden, die die S-Bahnen mit mehr Strom versorgen. Geplant sind die ersten zwei – von insgesamt acht Werken – an den Standorten Kornweide und Rothenburgsort.

Auf den beiden Strecken liefert die neue Technik insgesamt 100 Megawatt grünen Strom für das S Bahn-Netz und damit 30 Prozent mehr als bislang. Bereits seit 2010 fährt die S-Bahn Hamburg nachhaltig mit 100 Prozent Ökostrom. Zugleich wird der Korridor Harburg/Neugraben mit Elektronischer Stellwerkstechnik ausgerüstet. Eine Inbetriebnahme der neuen Linie S6 und der Abschluss aller Arbeiten wird für Ende 2029 geplant.

Das neue Liniennetz der S-Bahn Hamburg wird schrittweise umgesetzt. Zuerst kommt zum Fahrplanwechsel im Dezember 2023 die Umstellung auf vier Linien: S1, S2, S3 und S5. Die beiden erstgenannten beinhalten das Angebot der heutigen Verstärkerlinien und verkehren daher in den Hauptverkehrszeiten im 5-Minuten-Takt.

Die Umstellung schafft bei erweitertem Angebot eine eindeutige Linienführung für die Fahrgäste. Die Linien S1 und S3 fahren durch den Citytunnel, die Linien S2 und S5 werden über die Verbindungsbahn geführt. In einem zweiten Schritt – bis 2030 – werden die Linien S4 und S6 eingeführt. Die Linie S5 wird zudem bis Kaltenkirchen erweitert.

Ergänzend ist zudem die Fortsetzung der Digitalisierung des S-Bahn Verkehrs vorgesehen, um dadurch weitere Kapazitäten zu schaffen für eine höhere Betriebsstabilität. Die Stabilität der S-Bahn ist ein Baustein für die Zukunftsfähigkeit des gesamten Eisenbahnknoten Hamburg.

Quelle: Pressestelle des Senats

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