Hamburgs Hauptbahnhof bekommt eine gläserne Halle

Der Ausbau des Hamburger Hauptbahnhofs ist einen entscheidenden Schritt vorangekommen: Ein hochkarätig besetztes Preisgericht hat die Entwürfe des Büros bof Architekten aus Hamburg mit den Landschaftsarchitekten hutterreimann aus Berlin zum Sieger des städtebaulichen Wettbewerbs zur Erweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs und Entwicklung seines Umfelds gekürt.

Visualisierung Hachmannplatz, © bof architekten & hutterreimann landschaftsarchitektur
Visualisierung Hachmannplatz, © bof architekten & hutterreimann landschaftsarchitektur

Der Entwurf überzeugte die 23 Jurymitglieder aus Politik, Stadtplanung und Architektur sowie von der Deutschen Bahn mit einer gläsernen Halle auf der Südseite des Bahnhofs. Laut Jury bietet diese Halle eine zeitgemäße Fortsetzung der denkmalgeschützten Bahnhofshalle. Die Großform des Bestands wird aufgenommen und die umliegenden Stadträume werden differenziert entwickelt.

In die Entscheidung der Jury flossen auch die Rückmeldungen der Hamburger ein: Sowohl vor der ersten als auch vor der zweiten Jurysitzung konnten sie bei öffentlichen Ausstellungen der Wettbewerbsarbeiten im Museum für Kunst und Gewerbe Feedback zu den Entwürfen geben.

Der nun gekürte Entwurf soll Grundlage eines Masterplans für die Erweiterung des Hauptbahnhofs und die Entwicklung seines Umfelds werden. Neben der verkehrlichen Leistungsfähigkeit des Bahnhofs sind städtebauliche und architektonische Aspekte darin ebenso bedeutsam wie der behutsame Umgang mit dem denkmalgeschützten Gebäude des Hauptbahnhofes, die Gestaltung der Freiräume und die Vernetzung mit den umgebenden Nachbarschaften.

Erster Bürgermeister Dr. Peter Tschentscher: "Die Erweiterung des Hauptbahnhofs ist ein zentrales Projekt für die Mobilität in Hamburg und für den Schienenverkehr in Deutschland. Wir schaffen dringend benötigte Kapazitäten für mehr Zugverbindungen und stärken so ein klimafreundliches Verkehrsmittel der Zukunft. Hamburgs über 100 Jahre altes Bahnhofsgebäude wird größer und moderner, das Reisen im Nah- und Fernverkehr wird zuverlässiger und komfortabler. Zugleich gewinnt der öffentliche Raum zwischen Mönckebergstraße und Hachmannplatz an Attraktivität. Die Erweiterung des Hauptbahnhofs ist ein wichtiges Vorhaben für die Entwicklung unserer Stadt. Ich danke allen Beteiligten sowie den Bürgerinnen und Bürgern, die sich in den Planungsprozess eingebracht haben."

Dr. Anjes Tjarks, Senator für Verkehr und Mobilitätswende: "Unser Hauptbahnhof ist die Herzschlagkammer des Verkehrs in Hamburg. Bereits heute nutzen ihn 550.000 Menschen täglich. Bereits heute ist der Hauptbahnhof eigentlich zu klein. Durch den Deutschlandtakt, die S4 und die U5 wird sich die Zahl der Menschen, die den Hauptbahnhof täglich nutzen, auf 750.000 Menschen in 20 Jahren erhöhen. Dieser Entwicklung gilt es Rechnung zu tragen. Deswegen ist es sehr wichtig, die Erweiterung des Hauptbahnhofes räumlich, architektonisch uns städtebaulich groß zu denken. In räumlicher Hinsicht ist die Erweiterung des Hauptbahnhofes nach Süden und damit die Entlastung des Südsteges zentral. Gleichzeitig gilt es, den Hauptbahnhof als eigenständige Großform und städtebauliches Solitär, das Hamburgs Stadtbild seit über 100 Jahren in einzigartiger Weise prägt, behutsam, aber gleichzeitig prägnant weiter zu entwickeln. Die Verbindung dieser unterschiedlichen Ansprüche ist mit dem vorliegenden städtebaulichen Entwurf in herausragender Art und Weise gelungen, indem der Entwurf die Großform des Hauptbahnhofes aufnimmt und mit dieser dem Bahnhof nach Süden ein markantes, aber dennoch wiedererkennbares neues Gesicht gibt. Damit wird Europas zweitgrößter Bahnhof verkehrlich, architektonisch und städtebaulich auch in Zukunft das Bild unserer Stadt herausragend prägen."

Jeannette Winter, Produktions-Vorständin von Station&Service, Deutsche Bahn: "Der Hamburger Hauptbahnhof ist nicht nur das wichtigste Mobilitätszentrum der Hansestadt, sondern auch deutschlandweit unser Bahnhof mit den meisten Reisenden. Über eine halbe Million Menschen sind hier täglich unterwegs. Für die Zukunft brauchen wir mehr Kapazität. Denn unser Ziel ist klar: Wir wollen noch mehr Menschen für die klimafreundliche Bahn gewinnen und sie im Deutschlandtakt noch schneller miteinander verbinden. Mit dem Ergebnis des Architekturwettbewerbs stellen wir wichtige Weichen für die Erweiterung des Hamburger Hauptbahnhofs. Gemeinsam mit der Freien und Hansestadt Hamburg und dem Architektenbüro bof schaffen wir einen zukunftsweisenden und modernen Bahnhof. Das Modell besticht mit hoher Wertigkeit durch lichtdurchflutete Räume und klare Linien – und schafft damit eine hohe Aufenthaltsqualität für unsere Kundinnen und Kunden."

Dr. Dorothee Stapelfeldt, Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen: "Hamburgs Hauptbahnhof ist nicht nur verkehrlich bedeutsam, sondern auch in architektonischer Hinsicht. Die freitragende Dachkonstruktion der Bahnsteighalle mit ihren mehr als 70 Metern Spannweite ist auch 115 Jahre nach ihrer Inbetriebnahme noch ein beeindruckendes Bauwerk. Ich freue mich deshalb, dass für die dringend notwendige Erweiterung unseres Hauptbahnhofs mit dem Entwurf von bof Architekten und hutterreimann Landschaftsarchitekten ein schlüssiges Gesamtkonzept gefunden wurde, welches nicht nur Respekt und Verständnis für den architektonischen und städtebaulichen Wert dieses denkmalgeschützten Gebäudes zeigt, sondern es gleichzeitig mit einer zeitgenössischen, aber dennoch kontextuellen Architektursprache spektakulär und kraftvoll weiterentwickelt. Die Freiräume im Umfeld des Bahnhofs bekommen ihre Klarheit zurück und werden eng mit den angrenzenden Lagen vernetzt. Damit steigt die Aufenthaltsqualität auf dem Hachmannplatz, und auch der Steintorplatz wird endlich wieder als städtischer Platz wahrgenommen werden. Der Masterplan, der aus dem jetzt gekürten Entwurf hervorgehen soll, wird damit auch die Ziele unseres Handlungskonzepts Innenstadt deutlich stärken."

Oberbaudirektor Franz-Josef Höing: "Großzügig, höchst funktional, architektonisch überraschend und dennoch vertraut und selbstverständlich – so lässt sich die Arbeit der ersten Preisträger charakterisieren. Den Entwurfsverfassern gelingt es auf eine erstaunlich einfache Art und Weise sehr überzeugend, mit der selbstwussten Geste einer offenen, schönen Halle, den Hamburger Hauptbahnhof zu erweitern. Dabei bleiben große, offene Freiräume erhalten, wichtige Blickbeziehungen werden inszeniert, und insgesamt wird eine hohe Aufenthaltsqualität an dem wichtigsten Verkehrsknotenpunkt dieser Stadt entwickelt."

Hamburgs Hauptbahnhof ist mit rund 550.000 Reisenden der am zweitmeisten frequentierte Bahnhof Europas. Für die Zukunft werden durch den Ausbau des Schienennetzes im Nah- und Fernverkehr bis zu 750.000 Fahrgäste erwartet. Der Ausbau des Bahnhofs soll neben einer grundlegenden Modernisierung hierfür die Grundlage schaffen.

Mitte 2019 hatten sich Deutsche Bahn und die Stadt Hamburg in einem "Letter of Intent" darauf verständigt, ein Wettbewerbsverfahren für die Bahnhofserweiterung durchzuführen.

Gegenstand des Wettbewerbs ist die Entwicklung einer Gesamtkonzeption für eine städtebauliche, freiraumplanerische und verkehrliche Neuordnung des gesamten Areals sowie die Darstellung erster Konzepte für die Errichtung mehrerer Erweiterungsbauwerke im Anschluss an den historischen Bahnhof. Diese Planungen sollen dann weiter entwickelt und sukzessive über einen längeren Zeitraum hinweg realisiert werden.

Insgesamt hatten sich 60 Büros und Arbeitsgemeinschaften in dem Wettbewerbsverfahren beworben. 30 Teilnehmende gaben im Juni 2021 ihre ersten Entwürfe ab, von denen die Jury in ihrer Sitzung im August 2021 acht Büros für eine zweite Bearbeitungsstufe auswählte. Sieben Büros reichten schließlich ihre Entwürfe ein, die der Jury in der Preisgerichtssitzung am 6. Dezember vorgestellt wurden.

Begleitet wurde das Verfahren durch vielfältige Formate der Öffentlichkeitsbeteiligung. Dabei wurden unter anderem die Zielsetzungen des Wettbewerbs vorgestellt. Über einen Online-Dialog hatten interessierte Bürge die Möglichkeit, Impulse für die Bearbeitung durch die Wettbewerbsteilnehmenden zu geben. Sowohl vor der ersten als auch vor der zweiten Jurysitzung führte die Realisierungsgesellschaft ReGe zudem öffentliche Ausstellungen der Wettbewerbsarbeiten im Museum für Kunst und Gewerbe durch. Das dort gewonnene Feedback der Hamburgerinnen und Hamburger wurde der Jury als Input zur Verfügung gestellt.

Auch bei den kommenden Schritten haben die Menschen in Hamburg viel Gelegenheit, sich in die weitere Ausgestaltung einzubringen – unter anderem in einem Werkstattformat. Im Januar werden die Ergebnisse des Wettbewerbs noch einmal im Rahmen einer Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe präsentiert.

Quelle: Senatskanzlei

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