Deutsches SchauSpielHaus plant Jelinek-Uraufführung

LÄRM. BLINDES SEHEN. BLINDE SEHEN! von Elfriede Jelinek. Uraufführung zu einem noch unbestimmten Termin im SchauSpielHaus.

Maximilian Scheidt, © Matthias Horn
Maximilian Scheidt, © Matthias Horn
Wann? Uraufführung: 5. Juni 2021, 19.30 Uhr
Weitere Termine: 10., 11., 19., 20., 23. und 24. Juni 2021, jeweils 19.30 Uhr
Wo? Deutsches Schauspielhaus
Tickets: Hier Karten für "Lärm. Blindes Sehen. Blinde sehen!" bestellen.

Wenn sich Elfriede Jelinek, seit ihren literarischen Anfängen "Herrin der Medien-Gewitter", in ihrem neuesten Theatertext an das unaufhörliche Gerede über die Pandemie in den Medien heftet, dann kann nur ein Strom schillernder Bedeutungen entstehen.

Lärm: das ist der Wortschwall an Nachrichten, Reden, Erklärungen, Gerüchten, Theorien und Verschwörungsmythen, der uns im Zusammenhang mit der Pandemie täglich überschwemmt.

Kunst ist, wie Jelinek aus dieser Kakophonie streitender Stimmen ein Netz bemerkenswerter Korrespondenzen spinnt: Beispielsweise ist die Behauptung, allein und einzig Wahrheit und Wirklichkeit zu kennen, ein Anspruch, den alle teilen und der gerade deshalb immer wieder aufs Neue spaltet und sprengt.

Auch Bilderwelten überlagern sich in diesem kalkuliert zwielichtigen Terrain. So überblendet Jelinek eine der berühmtesten Orgien der antiken Literatur, das Gelage bei der Zauberin Kirke, die Odysseus' Gefährten in Schweine verwandelt, mit der enthemmten, zügellosen Welt der Superspreader von Ischgl, die das Corona-Virus in ganz Europa verbreiteten.

 
 
 
 
 
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Diese Analogie zeigt vielleicht am deutlichsten den unverschämten Witz Elfriede Jelineks, die Schreckensbilder der Pandemie in Amüsement umschlagen lässt, ohne ihre ernsthaften Absichten zu verraten. Denn wie eine schwarze Wolke lässt sie über der Groteske das todbringende Environment einer Natur schweben, die der Mensch unaufhörlich schändet.

Umso wahnhafter das allgemeine Gerede über die erdrückenden Folgen dieser Hybris: Im Parforceritt zieht uns Jelinek durch krude Wege politischer Irrungen und Wirrungen, in Höhen und Niederungen mythischen Tiefsinns und realen Schwachsinns, so dass sich letztendlich die Frage stellt: Gehen in dieser apokalyptischen Landschaft der Blinden und Tauben nicht alle Wahrheiten in einem freiwillig-unfreiwilligen Gelächter zu Bruch?

Es spielen: Josefine Israel / Jan-Peter Kampwirth / Eva Mattes / Angelika Richter / Lars Rudolph / Maximilian Scheidt / Ernst Stötzner / Julia Wieninger // Musiker: Lukas Fröhlich / Sebastian "Johnny" John / Stefan Pahlke

Regie: Karin Beier / Bühne: Duri Bischoff / Kostüme: Wicke Naujoks / Musik: Jörg Gollasch / Video: Severin Renke / Licht: Annette ter Meulen / Choreografische Mitarbeit: Altea Garrido / Körpertraining: Valentí Rocamora i Torà / Dramaturgie: Rita Thiele

Quelle: Deutsches SchauSpielHaus

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